Wie sollen sich die ländlichen Gebiete entwickeln und was benötigen sie, um „Bleibeperspektiven“ für die dort ansässige Bevölkerung zu bieten? Um diese Fragen geht es bei der Präsidiumssitzung des Deutschen Landkreistages (DLT), die noch heute in Ahrensburg zu Gast ist.    
„Eine moderne Infrastruktur ist die Basis, um Menschen mit den gleichen Bedingungen zu versorgen“, sagt DLT-Präsident Reinhard Sager im Rahmen der zweitätigen Tagung. „Wir sprechen von einer flächendeckenden Versorgung mit Glasfaser und Mobilfunk.“
Zusammen mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) hat der Deutsche Landkreistag ein Positionspapier erarbeitet, um die Forderungen zu verdeutlichen. Vordringlich seien die Punkte:
– flächendeckendes leistungsfähiges Internet
– Ausbau der Förderung von Unternehmen und Infrastruktur
– Mobilität und Erreichbarkeit
und die Dezentralisierung von Bundes- und Landeseinrichtungen, besonders von Hochschul- und Forschungsstandorten.
„Seit 1969 besteht die Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) nahezu unverändert“, so Sager. „Doch auch wenn die Landwirtschaft nach wie vor eine hohe Bedeutung hat, so hat sie sich doch gewandelt.“
Um dieser Aufgabe auch weiterhin gerecht werden zu können, müssten die Förderspektren und das Volumen erweitert werden. Der Ausbau von ÖPNV und Schienenverkehr sei unabdingbar, allerdings nur als intelligente, kleinteilige Lösung. Um diesen Ansatz auch in ökologischer und ökonomischer Hinsicht zu optimieren, seien Modelle wie Anruflinienbusse oder auch ehrenamtlich betriebene Bürgerbusse die Zukunft.

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Stellten die Forderungen des Deutschen Landkreistages und Deutschen Bauernverbandes vor:
Werner Schwarz, Reinhard Sager und Hans-Gunther Henneke.

„Eine Studie hat ergeben, dass nur 12 Prozent der Hauptberufstätigen in der Großstadt leben wollen“, sagt Hans-Gunther Henneke, Vorstand des Deutschen Landkreistages. „Unsere Aufgabe ist es, diesen Wunsch möglich zu machen – insbesondere wegen des knapper werdenden Wohnraumes.“
Zwar gebe es einzelne Landkreise, die immer mehr entleert werden. Der Strom gehe jedoch nicht – wie bei der Industrialisierung – in die Entwicklungsräume, sondern bleibe im Kreis. „Die ländliche Region ist nicht durchweg hilfebedürftig“, so Henneke. „Die Einwohnerzahl ist jüngst von 55 Millionen auf 56 Millionen gewachsen.“
Werner Schwarz, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes betrachtet den ländlichen Raum ebenfalls nicht als abgehängte Region. Damit dies so bleibe, müsse man jedoch dagegen steuern.
„Äußerungen wie Infrastruktur an jeder Milchkanne sehe ich äußerst kritisch“, so Schwarz. „Unsere Arbeit hat sich gewandelt. Heute brauchen wir ein Tablett und fahren mit satellitengesteuerten Traktoren.“ Um Produkte auf kurzem Weg sicher zum Empfänger zu bekommen, gehöre der ländliche Wegebau dazu.
„Zurzeit verlieren wir im Durchschnitt die Fläche von zwei Betrieben in Deutschland am Tag“, sagt Schwarz. „Unsere Aufgabe ist es, diese Zahl so gering wie möglich zu halten.“
Sechs Arbeitsgruppen haben Forderungen erarbeitet. Jetzt gehe es nur noch um die Finanzierung. Bis zum 3. Juli sei es die Aufgabe des Bundes, Ziele und Maßnahmen zu priorisieren. „Die Verantwortung trägt letztendlich Seehofer“, sagt Reinhard Sager. „Unsere Aufgabe ist es, aufzuzeigen, worauf es uns ankommt.“

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