Seit 30 Jahren ist Biodiversität ein großes Thema auf dem Ahrensburger Gut Wulfsdorf, einem Betrieb der auf biologisch-dynamische Landwirtschaft setzt
Da die Maßnahmen jedoch nicht in allen Bereichen den erhofften Effekt erzielen konnten, begann Landwirt Georg Lutz zusätzliche Projekte anzustoßen, um die Artenvielfalt zu fördern. „Obwohl wir auf 30 Hektar Land auf Naturschutz achten und auf Pestizide verzichten, haben sich einzelne Arten wie das Tagpfauenauge zurückentwickelt“, sagt Lutz. „Ebenso die Schwalben, die wir nur indirekt beeinflussen können.“ Dies habe gezeigt, dass es nicht ausreiche, biologisch zu wirtschaften. Jeder Betrieb müsse aktiv etwas tun.
Ein wichtiger Baustein um Biodiversität zu messen ist das Bewertungssystem „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ des Leibnitz-Zentrums für Agrarlandforschung. Anhand eines ausgearbeiteten wissenschaftlichen Systems kann ermittelt werden, wie viel die Betriebe zur Biodiversität beitragen. „Es handelt sich um ein freiwilliges, offenes System, welche noch erweiterbar ist“, sagt Arne Biehl vom Leibnitz-Zentrum. „Alles was gut für die Natur ist, soll hier in einen Wert gesetzt werden.“ Positiv bewertet werden unter anderem vielfältige Fruchtfolgen, eine späte Stoppelbearbeitung oder auch Blühflächen.
Um hier mehr Blühstreifen realisieren zu können, hat der Demeterbetrieb mit Unterstützung der Initiative Bienenblütenreich neue Blühstreifen angelegt und zusätzlich Kunden und Freunde um Hilfe gebeten. Für zehn Euro konnten 25 m² Blühfläche erworben werden. Insgesamt gingen über 9.000 Euro ein, die in 45.000 m² Blühfläche umgesetzt werden konnte. „Im Sommer summt und brummt es auf den Blühstreifen, im Herbst und Winter dienen sie zudem als Schutz und bieten Nahrung durch ihre Körner“, sagt Lutz. „Das nächste Projekte ist die Anlage von zusätzlichen Streuobstflächen.“ Zusätzlich wurde in Kooperation mit der Stadt Hamburg acht neue Feuchtbiotope angelegt. Dieses Engagement wurde nun mit einem Zertifikat belohnt.
Bei allem Engagement versteht der Landwirt jedoch auch den immensen Druck seiner Berufskollegen. Harte Reglementierungen, unter anderem im Bereich der Knicknutzung förderten die Grabenkämpfe zwischen Naturschutz und der Landwirtschaft. Probleme entstehen ebenfalls, wenn Produkte wirtschaftlich erzeugt werden müssen und Agrarprämien an die Flächen gekoppelt sind. „Negativ ist, dass es für Maßnahmen wie Blühstreifen keine Bioförderung gibt“, sagt der Landwirt. „Hier ist jedoch keine Kultur angebaut, sondern nur ein Grünstreifen angelegt worden.“ Erst, wenn es eine Umverteilung in der Agrarpolitik gebe und das Engagement aufgewogen werde, könne genügend auf den Feldern passieren. „Um dem Artensterben etwas entgegenzusetzen, müssen viele beteiligen werden“, sagt Georg Lutz.