Christiane Krieg mit Hahn Sandmann

Seit einer Woche wohnt Hahn Sandmann bei Christiane Krieg. Er hatte Glück, ebenso vier weitere Hähne, die im Waldgebiet von Großhansdorf ausgesetzt und im Laufe der Woche eingefangen wurden. Die Tat ereignete sich bereits zum dritten Mal innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Doch ohne Hinweise aus der Bevölkerung sind Polizei und Ordnungsamt machtlos.
„Er ist so lieb, hat heute Morgen erst um neun Uhr gekräht und ist zudem auch noch wunderschön.“ Wenn Christiane Krieg von Hahn Sandmann spricht, gerät sie regelrecht ins Schwärmen. Dabei war sein Einzug in das neugebaute Hühnerhaus alles andere als geplant. „Wir waren gerade unterwegs, als uns der Hilferuf aus dem Tierheim ereilte“, sagt Krieg. „Und als wir am nächsten Morgen zum Waldparkplatz im Beimoorwald gekommen sind, saßen dort tatsächlich drei Hähne in einer Tanne.“
Mit Hilfe von Spaziergängern und Mitarbeitern des örtlichen Tierheims konnten so nach und nach alle Vögel eingefangen werden. Hahn Sandmann bleibt nun bei Familie Krieg. „Mein Mann hatte es dem Hahn als letzte Chance versprochen“, so Krieg. „Und auf einmal saß er direkt vor seinen Füßen.“
Für die selbst ernannte Tierbotschafterin ist dies kein Einzelfall. Sie war bereits mehrere Male für den Tierschutz im Einsatz, kümmerte sich um verletzte Gänse oder auch mal ein Marderjunges, welches sich mit seiner verletzten Pfote direkt vor die Haustür der Familie gesetzt hatte. „Fehlt nur noch, dass die Tiere klingeln“, sagt Christiane Krieg, die beruflich als Tierkommunikatorin arbeitet. „Wir tun alles dafür, dass es den Tieren gut geht.“

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Umso unverständlicher ist es Krieg, dass es anscheinend nicht alle Menschen mit ihrer Sorgepflicht so genau nehmen. Denn der Fall ist kein Einzelfall. Vor zwei Jahren konnte ein Seidenhahn eingefangen werden sowie wenig später zwei bunte Hähne. Von einem der ausgesetzten Tiere blieben am Ende jedoch nur die Federn übrig. „Durch die Wetterverhältnisse und Raubtiere wie Marder, Bussard und Habicht werden die Hähne zu Lebendfutter“, sagt Krieg. „Sie haben im Wald keinerlei Überlebenschance. Wer so etwas macht, hat null Empathie für seine eigenen Tiere.“
Das Tierheim Großhansdorf vermutet, dass ein privater Züchter Eier ausbrüten lässt, aber nur mit den Hennen etwas anfangen kann. Im Gegensatz zu eierlegenden Hennen seien Hähne schwierig zu vermitteln. Wegen der Häufung der Fälle überlegt das Tierheim nun, Anzeige zu erstatten. „Ausgesetzte Hunde und Katzen haben wir jedoch oft“, gibt Monika Ehlers zu bedenken. „Bisher haben wir nichts unternommen.“
Machtlos seien auch Polizei und Ordnungsamt. Sie hoffen nun auf Hinweise aus der Bevölkerung. „Wir gehen davon aus, dass der Besitzer nicht direkt neben dem Wald, sondern einige Kilometer entfernt wohnt“, sagt Gabriele Hettwer, Leiterin beim Ordnungsamt Großhansdorf. „Wer etwas weiß, etwas gesehen hat, soll sich unbedingt bei uns melden.“
Das Tierheim hofft nun inständig, die drei Junghähne abgeben zu können – und zwar bevor sie die Geschlechtsreife erreicht haben. „Noch können sie sich unsere Voliere teilen“, sagt Jutta Böttcher. „Aber unsere Hunde drehen jetzt schon am Rad.“
Glück hatte Hahn Sandmann, der seinen Namen der späten Uhrzeit verdankt, zu der er eingefangen worden ist. Schon bald wird er Verstärkung von vier Hennen bekommen, die Krieg über den Verein „Rettet das Huhn“ vermittelt bekommen hat. Ein Verein, der sich um ausgediente Legehennen kümmert. „Die Hühner bekommen bei uns ihr Gnadenbrot“, so Krieg. „Und wir geben unseren Beitrag dazu, die Welt jeden Tag ein wenig besser zu machen.“

Info: Wer ein Haustier aussetzt, verstößt damit gegen das Tierschutzgesetz. Laut Paragraph 3, Absatz 3 ist es verboten, „ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen.“ Diese Ordnungswidrigkeit kann mit einer Strafe von bis zu 25.000 Euro geahndet werden.

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