Jörg Rönnau von der Suchtberatungsstelle Stormarn und André Bargmann, Chef der DAK-Gesundheit Stormarn

Der DAK-Gesundheitsreport 2019 hat aktuelle Daten von rund 32.000 Versicherten im Kreis Stormarn analysiert

Auffällig ist, dass Stormarn mit 4,1 Prozent zwar den gleichen Krankenstand wie im Landesdurchschnitt aufweist – die Zahl zum Vorjahr jedoch um 0,3 Prozentpunkte gestiegen ist. Laut DAK waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 41 krankgeschrieben.  Zum Vergleich: In Kiel ist der Krankenstand mit 3,8 Prozent am geringsten, in Neumünster mit 4,6 Prozent am höchsten.

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Für die meisten Ausfälle sorgen orthopädische Erkrankungen (20,6 Prozent), gefolgt von Atemwegerkrankungen (16,4 Prozent) und psychischen Erkrankungen (13,8 Prozent). Doch während Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände sogar um rund 17 Prozent gesunken sind, schnellten Bronchitis und Asthma um neun Prozent nach oben. „Zum Teil kann man die Atemwegserkrankungen mit den warmen Sommern in Verbindung bringen“, sagt André Bargmann, Chef der DAK-Gesundheit in Ahrensburg. „Insbesondere Allergiker litten früh und lange am Pollenflug bestimmter Pflanzen.“

In einem Zusatzreport hat die DAK zudem einen Schwerpunkt auf Suchtproblematik gelegt. Dabei fällt auf: Vor allem Alkohol spielt bei Arbeitsfehlzeiten eine große Rolle. „Unsere Auswertung hat gezeigt, dass Erwerbstätige mit Substanzstörung fast einen doppelt so hohen Krankenstand haben“, sagt Bargmann. „Besonders hoch sind insbesondere psychische Erkrankungen.“ Doch ab wann ist Alkoholkonsum normal – und ab wann sollte man sich Hilfe bei einer Beratungsstelle holen?

Die Zahlen zeigen: bereits zehn Prozent der Schleswig-Holsteiner bewegen sich im Bereich des riskanten Alkoholkonsums. Mit 16,1 Prozent betrifft dies vor junge Erwachsene im Alter von 18-29 Jahren. Jörg Rönnau von der Suchtberatungsstelle Stormarn: „Zwei 0,3 Liter Bier am Tag bei Männern und eines bei Frauen – dieses Maß sollte nicht überstiegen werden. Zudem gilt: zwei Tage in der Woche ohne Alkohol sind Pflicht.“

Eine zusätzliche Online-Befragung hat ergeben, dass 21,3 Prozent der Schleswig-Holsteiner von Zigaretten abhängig sind. Hochgerechnet bedeutet dies 270.000 Menschen. Die Studie zeigt: Je stärker die Abhängigkeit, umso eher wird auch während der Arbeitszeit geraucht. Mit 64 Prozent ist die Nichtraucherquote bei den 18 bis 29-Jährigen dabei besonders gering. „Dies hängt wahrscheinlich mit unseren Präventionskampagnen zusammen“, sagt Rönnau. „Wir fangen in den weiterführenden Schulen an und streben zwei Veranstaltungen pro Jahrgang an.“

Auch Computerspiele können sich auf die Gesundheit auswirken – und zwar vor allem bei intensivem Konsum. 62,3 Prozent der Menschen nutzt Computerspiele, vom Handy bis zum PC. Bei 11,6 Prozent der 18 bis 29-jährigen Schleswig-Holsteinern liegt der Konsum jedoch bereits im riskanten Bereich. Zum Vergleich: bei der Gruppe der 60 bis 56-Jährigen sind es nur noch 1,3 Prozent. „Das Spielen wirkt sich auf die Arbeitszeit aus und geht bis zur Arbeitsunfähigkeit“, so Rönnau. „Eltern, die sich Sorgen machen, sollten eine unserer Beratungsstellen aufsuchen.“

Text, Foto: DRK, Ahrensburg-Portal (mej)

 

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