Statt „OpenAir“ in der Kirche und Gottesdienst „ToGo“
Angesichts der eindringlichen Appelle, eigene Kontakte stärker einzuschränken als die gesetzlichen Regelungen es erlauben würden, hat der Kirchengemeinderat in Lütjensee sein Angebot für die Weihnachtstage angepasst. In Großensee einen OpenAir-Gottesdienst zu feiern, in der Vorstellung, die Weihnachtslieder draußen gemeinsam singen zu dürfen und so die Abstände wenigstens klanglich zu überwinden, war eine charmante Idee.
Allerdings ist das gemeinsame Singen jetzt auch draußen verboten und die Anzahl der angemeldeten Teilnehmer ließe sich ohne Probleme auch in der Lütjenseer Kirche unterbringen. Daher lohnt sich der Aufwand nicht, einen Gottesdienst am anderen Ort und mit hohem zusätzlichen Personal- und Materialaufwand anzubieten.
„Diese Einsicht war aber nur der Anlass, noch einmal ganz neu über Weihnachten und unser Angebot nachzudenken“, sagt Pastor Denecke, und nennt auch einen theologischen Grund für die Veränderung des Weihnachtsprogramms in Lütjensee. „Wir glauben, dass Gott in Jesus
zum Menschen geworden ist, um uns zu zeigen, dass er unsere Nöte ganz persönlich teilen und uns dadurch ‚zur Seite stehen‘ will, wie es in dem bekannten Weihnachtslied ‚Alle Jahre wieder‘ heißt“, meint er. „Wenn wir als Kirchengemeinde jetzt einfach auf unserem Grundrecht bestehen und einfach so weiter machen, vermitteln wir genau diese zentrale Weihnachtsbotschaft nicht.
Gott hat nicht auf seinem Recht bestanden, den Himmel für sich zu behalten. Dieses deutliche Zeichen der Solidarität mit den Menschen möchte der Kirchengemeinderat in Lütjensee weitergeben“, erklärt Pastor Denecke, „und schließlich glauben wir ja auch, dass wir durch Gebete für einander ebenso tief verbunden bleiben können, wie wenn wir nebeneinandersitzen.“
Dazu hat der Kirchengemeinderat für folgende Angebote grünes Licht gegeben: Statt der „Präsenz“-Gottesdienste wird ein „Gottesdienst ToGo“ angeboten, eine Tüte mit drei Heften, in denen die bekanntesten Weihnachtslieder, der Weihnachtspsalm und die Weihnachtsgeschichte stehen. Dazu kommt ein Vorschlag für den Ablauf einer kleinen Weihnachtsandacht für Zuhause, der 2020 vorgesehene Predigttext, eine kleine Predigt zum Vorlesen und zwei traditionelle Gebete.
Zwei oder drei solcher Kurz-Andachten werden um 15, 16 und 23 Uhr in der Kirche durchgeführt, vorwiegend für Menschen, die bereits zu den Gottesdiensten angemeldet waren oder aus seelsorgerlichen Gründen auf eine kurze Unterbrechung ihres Allein-Seins angewiesen sind – hier natürlich ohne gemeinsames Singen.
Für Familien gibt es in der Tüte auch einen kleinen Bastelbogen mit Stall und Krippe. Diese „Gottesdienste ToGo“ können bei Kirchengemeinderäten in den Dörfern bis 21.12. vorbestellt und ab 23.12. abgeholt werden. Solange der Vorrat reicht, stehen weitere am 24.12. zum Mitnehmen vor der Kirche.
Text, Foto: Kirchengemeinde Lütjensee / Redaktion