Dr. Peter Spork (Foto: Thomas Duffé)

Autorenlesung und Vortrag am 03.11.2022

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Wissenschaftsautor Peter Spork wird auf Einladung der BürgerStiftung nach Ahrensburg kommen.

Dr. rer. nat. Peter Spork ist laut Deutschlandfunk „einer der führenden deutschen Wissenschaftsautoren“. Er studierte Biologie, Anthropologie und Psychologie in Marburg und Hamburg und arbeitet seit 1991 als Wissenschaftsjournalist (Die Zeit, FAZ, SZ, NZZ, Geo, bild der wissenschaft). Spork ist Autor mehrerer Sachbücher, die in zehn Sprachen übersetzt wurden, darunter die Spiegel-Bestseller „Der zweite Code“ und „Gesundheit ist kein Zufall“.

Das Buch „Die Vermessung des Lebens“

zeigt, was die Wissenschaft derzeit unternimmt, damit wir unsere Gesundheit in Zukunft bewusst steuern können.

Fragen an Peter Spork

Was ist das Besondere an dem Buch „Die Vermessung des Lebens“?

Es ist das erste Buch, das allgemeinverständlich erklärt, was die neue Wissenschaft der Systembiologie ist,was sie schon heute kann, und wie sie unser aller Leben verändern wird.Die Systembiologie versucht das unerhört komplexe Geschehen des Lebens mit Hilfe der Mathematik zu beschreiben, oder, wie es der Berliner Systembiologe Nikolaus Rajewsky sagt: Sie ist „Das Vermessen und Berechnen des Lebens an einem bestimmten Moment und um diesen Moment herum.“ Tatsächlich erleben wir in der Medizin und Biologie gerade eine Zeitenwende, die unser aller Verständnis von Gesundheit, Krankheit und dem Altern dramatisch zum Besseren verändern wird.

Wie können die Bürger/innen die Erkenntnisse der Forschung praktisch anwenden?

Schon heute gibt es künstliche Bauchspeicheldrüsen für Menschen mit Typ-1-Diabetes oder eine hochpräzise Gesundheitsbegleitung, die Einzelpersonen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko ganz individuell dabei hilft, gesund zu bleiben. Hochleistungssportler*innen nutzen ähnliche Techniken für die Trainingsoptimierung. Und Senior*innen, die einen Schrittzähler einsetzen oder Ihren Schlaf beobachten, machen letztlich das Gleiche. Schon bald könntees auch eine hochindividualisierte Ernährungsberatung geben, die Krankheiten verhindert, bevor sie entstehen. Erste Studien zeigen, dass das funktioniert.

Aus welchem Teil des Buches werden Sie am 03.11.2022 lesen?

Da es sich um ein Sachbuch handelt, werde ich nicht allzu viel vorlesen. Ein Stück aus der Einleitung und eines aus dem letzten Kapitel vielleicht. Und dann eine Passage über die so genannten digitalen  Zwillinge, weil das besonders anschaulich ist. Es hat sich bewährt, die Systembiologie in einem lebendigen Vortrag zu erklären und im Anschluss die wichtigsten Punkte mit dem Publikum zu diskutieren. Denn es werden viele Fragen aufkommen. Dieses Konzept hattebei Auftritten in Österreich, der Schweiz und an vielen Orten Deutschlands schon Erfolg.

Wie sind Sie auf diesen Zweig der Biowissenschaften gekommen?

Ich hatte vor Jahren das weltweit erste allgemeinverständliche Buch zur Epigenetik geschrieben – einem anderen sehr wichtigen Zweig der Biologie (Der zweite Code, Rowohlt 2009). Das Buch ist bis heute ein großer Erfolg, und schon damals war mir klar, dass die Systembiologie der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Verständnis des Lebens ist. Allerdings dauerte es zehn Jahre, bis die Fortschritte so groß waren, dass sie von Interesse für die Allgemeinheit geworden sind.

Jetzt endlich beginnt die Wissenschaft in ersten Ansätzen, das Leben vorherzusagen.Die Systembiologie befindet sich damit auf einem Niveau, wie die Astronomie des 16. Jahrhunderts. Diese lernte damals, den Lauf der Planeten zu berechnen. Die Forschung konnte auf einmal die Bewegung der Himmelskörper ausmessen, wissenschaftlich erklären und in die Zukunft  vorausberechnen. Das Gleiche hat die Systembiologie jetzt mit dem Leben vor. Dank der Fortschritte in der biologischen Grundlagenforschung, der Datenerfassung – von der Molekularbiologie bis zur Herzrate und hormonellen Stressreaktion – sowieder rasanten Entwicklung von Software- und Computertechnik bis hin zu neuen Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) wird endlich auch die Biologie berechenbar.

Was können die Leser*innen aus dem Buch für sich und ihr Leben mitnehmen?

Die Vermessung des Lebenswird uns und der Medizin helfen, ein Leben in Gesundheit zu führen, zu dem unvermeidbare Krankheiten dazugehören und in dem vermeidbare Krankheiten möglichst gar nicht mehr entstehen. Auch das Tempo, mit dem wir Altern, wird sich deutlich verlangsamen. Wir werden länger fit bleiben.

Die Medizin, wie wir sie heute kennen, wird komplett umdenken müssen. Sie wird sich zu einer wissenschaftsbasierten ganzheitlichen Gesundheitsbegleitung entwickeln, die wieder den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht die Verwaltung von Daten oder das Funktionieren von Apparaten. Gemeinsam mit allen anderen Vertreter*innen der Gesundheitsberufe – von Hebammen über Physiotherapeut*innen bis zu Psycholog*innen – werden Ärzt*innen kaum noch Symptome und Krankheiten bekämpfen. Sie werden auf der Basis eines echten Verständnisses von der Entstehung der Leiden dafür sorgen, dass diese gar nicht erst auftreten.

Welche Rolle spielt die Systembiologie in der Corona-Krise?

Sie erinnern sich bestimmt an die vielen Modellrechnungen, die uns geholfen haben, die Pandemie ohne eine Überlastung des Gesundheitssystems zu bewältigen. Es waren letztlich Systembiolog*innen, die diese Modelle mit komplizierten mathematischen Formeln entworfen haben, etwa die Physikerin Viola Priesemann oder der Mathematiker Michael Meyer-Hermann. Diese Modelle sollten niemals die Wirklichkeit vorhersagen, sondern vorausberechnen, wie sich die Pandemie voraussichtlich entwickelt, wenn wir bestimmte Maßnahmen ergreifen oder eben nicht. Die meisten Menschen und auch die Politik haben darauf reagiert und das hat dazu geführt, dass die schlimmsten Szenarien nicht eingetreten sind.

Das Gleiche macht eine moderne Systembiologie auf der Ebene des Individuums: Der Typ-1-Diabetiker mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse hat ein Gerät, das Daten sammelt und vorausberechnet, wie sich der Blutzuckerspiegel entwickeln dürfte. Darauf reagiert es mit der Ausschüttung der richtigen Menge des Blutzucker senkenden Hormons Insulin. Und wenn ich in Zukunft eine App auf meinem Smartphone habe, die Informationen über meinen Körper und meine Ernährung hat und mir dann Tipps gibt, wird mir auch das helfen, gesund zu bleiben.

Wie glauben Sie, wird die Systembiologie in Zukunft unser Leben verändern?

Wir werden gesünder sein und länger leben – was nicht heißt, dass es keine Krankheiten und kein Leid mehr geben wird. Auch das Altern werden wir nicht abschaffen können. Aber wir werden es viel mehr als heuteselber in der Hand haben, unsere Gesundheit selbst zu definieren und dieses Ziel ein ganzes Leben lang zu leben. Gesundheit ist nämlich ein Prozess und kein Zustand.

Wir werden unsere Gesundheitsdaten größtenteils selbst kontrollieren und mit Hilfe von Datenberater*innen – die heutigen Finanzberater*innen ähneln dürften – so verwalten, dass damit nur das geschieht, was wir uns wünschen und was uns und unserer Gesundheit zu Gute kommt. Was wir unter Gesundheit verstehen, sollten wir dabei selbst definieren dürfen, nicht etwa unsere Krankenkasse, die Arbeitgeber oder der Staat. Nicht jede*r möchte zum Beispiel hundert Jahre alt werden und dauerhaft auf Alkohol, Kartoffelchips oder Fleisch verzichten. Genuss gehört zur Gesundheit dazu, ist aber individuell sehr verschieden.

Das Buch: Die Vermessung des Lebens
Wie wir mit Systembiologie erstmals unseren Körper ganzheitlich begreifen – und Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen

328 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA)
München 2021
24,00 EUR [D], 24,70 EUR [A]
ISBN: 978 3 421 04850 9

eBook (epub):
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA)
München 2021
19,99 EUR, ISBN: 978 3 641 24941 0

http://www.peter-spork.de/118-0-Die-Vermessung-des-Lebens.html

Autorenlesung und Vortrag am 03.11.2022

Die Veranstaltung findet am 03.11.20222, 18.00 Uhr in der ehemaligen Turnhalle der Stormarnschule, Waldstraße 14 in Ahrensburg statt.

Für die Teilnahme gelten die allgemeinen Sicherheitsregelen in Corona-Zeiten. Die Teilnahme ist nach bestätigter Anmeldung kostenfrei, Spenden sind erbeten. Eine bestätigte Anmeldung ist erforderlich.

Anmeldungen bis 03.11.2022, 12 Uhr über die Website der Bürgerstiftung

Text: Redaktion, Foto: Thomas Duffé

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