Auftakt der Stormarner Kindertage

Um Kinder und die Aufnahme ihrer Rechte ins Grundgesetz drehte sich die Podiumsdiskussion im Marstall zum Auftakt der Kindertage.

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Obwohl junge Menschen sich heute stärker beteiligen wollen, fühlen sie sich von der Politik oft nicht ernstgenommen.

„Die Kindertage sollen aufrütteln und die Vielfalt im Kreis Stormarn zeigen“, sagt Hans-Werner Harmuth, Kreispräsident und Schirmherr der Kindertage. „In diesem Jahr ist Kindheit auf dem Land Schwerpunktthema und wie wir die Kinder dort erreichen können. Sie sind jedoch nicht nur benachteiligt, sondern haben durch das Aufwachsen in der Natur auch einen großen Vorteil.“

Ob Stadt oder Land: großer Diskussionspunkt ist zurzeit die geplante Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. Denn obwohl die UN-Kinderrechtskonvention bereits seit 1992 in Deutschland gilt, wurde sie noch immer nicht vollständig umgesetzt. Insbesondere bei Entscheidungen von Politik, Verwaltung und in der Rechtsprechung werden die Rechte der Kinder und Jugendlichen zu wenig berücksichtigt, sagen die Befürworter. „Die Zeit ist nicht nur reif – sie ist überreif“, sagt Prof. Dr. Jörg Maywald vom Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonventionen. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben ihre eigenen Bedürfnisse, benötigen Schutz und Beteiligung.“

Auftakt der Stormarner Kindertage

Bis heute sei bei einer Trennung nicht klar geregelt, dass Kinder angehört werden. Es gehe daher bei der Verankerung im Grundgesetz nicht um Symbolpolitik, sondern darum, die Kinderrechte in Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern. Bei allen Entscheidungen sollen die Interessen der Kinder einfließen, fordert Maywald, der gleichzeitig Sprecher der National Coalition Deutschland ist. „Kindeswohl steht an erster Stelle, aber auch Schutz- und Beteiligungsrechte.“

Wie Beteiligung funktionieren könne, stellte Julia Jastrembski, pädagogische Geschäftsführerin des Stadtjugendrings, dar. Ahrensburg finanziere seit Jahren eine hauptberufliche Stelle um Jugendbeteiligung zu koordinieren. „Jugendliche bekommen in der Schlossstadt Verantwortung übertragen und fühlen sich ernst genommen“, sagt Jastrembski. „Dazu gehört nicht nur Beteiligung bei der Planung von Spielplätzen, sondern ebenso das Erlernen von Demokratie – auch wenn dazu gehört, dass mal etwas nicht funktioniert.“

Auftakt der Stormarner Kindertage

Hans-Werner Harmuth ließ jedoch auch kritische Worte in die Diskussion einfließen. Neben Gesetzen und Lobbyarbeit dürfte die Familie nicht aus dem Blickfeld verschwinden. Kinder hätten ein Recht auf eine ordnungsgemäße Begleitung durch ihre Eltern. Dieses Recht sollte nicht beschnitten werden, so Harmuth. „Jede Generation erzieht anders. Bei der Diskussion um die Verankerung der Kinderrechten darf sich der Staat nicht über die Familien stellen. Wir müssen uns immer wieder auf Veränderungen einstellen und uns der Diskussion stellen – so wie wir es seit Jahren bei den Stormarner Kindertagen machen.“

Die Kindertage gehen noch bis zum 27. September. Fast 100 Veranstaltungen finden im ganzen Kreis statt.

Auftakt der Stormarner Kindertage
Auftakt der Stormarner Kindertage
Auftakt der Stormarner Kindertage
Auftakt der Stormarner Kindertage

Text und Bild: Melissa Jahn (mej)

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