Der von der Bahn geplante Ausbau der S4 – das umstrittene Projekt
Die Strecke von Bad Oldesloe über Ahrensburg nach Hamburg gilt als eine der am stärksten genutzten Pendlerstrecken im Hamburger Umland. Seit Ende 2019 treibt die Deutsche Bahn AG die Vorbereitungen für den Ausbau der Strecke als Teil des Fehmarnbelt-Tunnelbauprojektes voran. Das soll die S-Bahn-Anbindung an den Hamburger Hauptbahnhof verbessern und den stark wachsenden Güterverkehr auf die Schiene bringen.
Die derzeitige Streckenführung auf den Routen der alten S4 soll beibehalten werden, d.h. der Neubau soll durch den Osten Hamburgs und die Ortszentren von Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe sowie durch das Naturschutzgebiet des Stellmoor-Ahrensburger Tunneltals führen.
Hier präsentieren wir die aktuellen Informationen im Blog
27.09.2023 Einwohnerversammlung in Ahrensburg zu den Planungen der Bahn
Im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung am 19.06.2023 haben die Stadtvertreter/innen beschlossen, dass die Bürger/innen in Form einer Einwohnerversammlung in die Diskussion eingebunden werden sollen. Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg hat angekündigt, dass diese Versammlung am 27.09.2023 stattfinden soll. Weiter lesen
26.09.2023 Auslegung der Planunterlagen der Bahn für den Bereich Ahrensburg
Die DB Netz AG plant den Bau der S4, die von Hamburg Altona nach Bad Oldesloe führen soll. Hierfür wurden/werden für den Ausbau der Strecke von Hamburg Hasselbrook bis Ahrensburg-Gartenholz insgesamt drei Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Das Gebiet der Stadt Ahrensburg liegt im Planfeststellungsabschnitt 3.
Die Planunterlagen, aus denen sich Art und Umfang des Vorhabens ergeben, sowie die Unterlagen über die Umweltauswirkungen des Vorhabens nach § 9 Absatz 1b UVPG (Ge-setz über die Umweltverträglichkeitsprüfung) alter Fassung liegen in der Zeit vom 26. September 2023 (Dienstag) bis einschließlich 25. Oktober 2023 (Mittwoch) von Montag bis Freitag: 9.00–17.00 Uhr im Peter-Rantzau-Haus, – 1. Obergeschoss –
Manfred-Samusch-Straße 9, 22926 Ahrensburg. aus.
27.02.2023 Kritik des BUND Ahrensburg an den Planungen der Bahn:
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Ahrensburg hat zwei massive Kritikpunkte an der Planung der Deutschen Bahn zum S4-Ausbau, aber gleichzeitig auch einen zukunftsweisenden Vorschlag. Zwar verzögert sich – wie der Presse zu entnehmen war – die Vorlage der Planfeststellungsunterlagen zum S4 Ausbau, aber aufgrund der bisherigen Informationen konnte der BUND Ahrensburg Vorstellungen einer möglichst naturverträglichen Umsetzung des Projektes entwickeln:
Unsere Kritikpunkte: Der Bahnübergang Grävinghorst führt zu einem einzelnen bewohnten Haus und ins Naturschutzgebiet Tunneltal. Dieser soll durch eine massive Straßenbrücke von 7,80 m Breite ersetzt werden. Außerdem soll zu dem Haus eine 6 m breite Straße führen, sowie eine Verbindung zum Moorwanderweg geschaffen werden. Das zieht mehr Menschen und Verkehr ins Tunneltal und läuft dem Naturschutz zuwider. Es sollte eine Lösung zu finden sein, die die Interessen des Hauseigentümers berücksichtigt, aber Brücke und Straße überflüssig macht.
Für den Bau der Lärmschutzwände sind massive Baustraßen auf der Seite des Naturschutzgebietes geplant. Diese Baustraßen lehnen wir ab, da die sehr wichtigen Lärmschutzwände auch vom Gleis aus oder von der Baustraße im Westen der Gleise errichtet werden können. Unser Vorschlag: Der Bau der S4 bietet die Gelegenheit, unter dem Bahndamm sowie unter der Hamburger Straße eine wildtiergerechte Unterführung zur Vernetzung der Wulfsdorfer Biotope zu schaffen. Der aktuelle Entwurf eines Flächennutzungsplans der Stadt Ahrensburg sieht genau in diesem Bereich bereits eine Vernetzung des Naturschutzgebietes Ahrensburger Tunneltal mit den Naturflächen Neuer Teich/Bredenbeker Teich vor. Die Umsetzung muss jetzt erfolgen, denn die Planung der Bahn für vier neue Gleise würde die bisherige Barrierewirkung von Bahndamm und Bundesstraße massiv verstärken. Es liegen Gutachten vor, die belegen, dass bereits eine Wildquerung von 1,5 m Höhe und 3 m Breite zum Beispiel für den Fischotter ausreichen würde, sich beiderseits der Bahnstrecke auszubreiten. Diese Querung würde auch die Wanderung von Kammmolchen und anderen Kleintieren erleichtern. Die Bahn hat die Chance, mit der Wildquerung ein Vorzeigeprojekt durchzuführen.
Die S4 ist ein wichtiger Schritt zur klimagerechten Mobilität der Zukunft. Der Ausbau sollte aber möglichst naturverträglich erfolgen, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und zu verbessern.
18.01.2023 Kritik der IG Tunneltal an den Plänen der Bahn und ihren Aussagen
S4: Vorgetäuschte Mobilitätswende bedroht den Artenschutz und die archäologischen Bodendenkmäler im Ahrensburger Tunneltal
Fast fünf Monate hatte sich die DB Netz Zeit genommen, um die 88 Fragen der IG Tunneltal und der BI „Ahrensburg gegen Gütertrasse“ zu beantworten.
Auch die Fragen, die das Publikum am 27. Oktober während der „Dialogveranstaltung“ stellte, wurden nun auf der Homepage der Stadt Ahrensburg veröffentlicht.
Die IG Tunneltal bezieht jetzt Stellung zu den Antworten.
Es ist kaum einen Monat her, dass die Welt ein neues Naturschutzabkommen in Montreal beschlossen hat. Mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen müssen weltweit unter Naturschutz gestellt werden, um das Artensterben auf unserem Planeten aufzuhalten. Doch was sind das für hehre Ziele, wenn wir es offenbar nicht einmal schaffen, unsere bestehenden Naturschutzgebiete in Deutschland zu schützten? Ein prominentes Beispiel dafür wird möglichweise bald das eigentlich streng geschützte Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal werden.
Denn die Antworten der DB Netz AG offenbaren nun Planungsdetails, die erschreckende Gewissheit bringen: Die Eingriffe im Tunneltal werden durch den Bau zwei neuer Gleise für die neue Bahnlinie S4 dramatisch sein!
Eine 25 m breite Schneise mit 3-6 m hohen Lärmschutzwänden auf beiden Seiten wird das streng geschützte Tunneltal zukünftig auf acht Kilometern Länge zerschneiden. Während der ca. 5-jährigen Bauphase sollen außerdem Baustraßen von mindestens 3,50 m Breite auf beiden Seiten der Trasse eingerichtet werden. Dazu noch Ausweichflächen für die Baustellenfahrzeuge. Auch von „weiteren Flächen zur Abwicklung der Baumaßnahme“ im Naturschutzgebiet ist die Rede.
„Unvermeidbare Eingriffe werden nach den gesetzlichen Vorgaben ausgeglichen“ heißt es zu den Eingriffen im Naturschutzgebiet an anderer Stelle.
Doch die Trasse selbst ist nicht der einzige Eingriff, der im Tunneltal geplant ist. Ein Brückenbauwerk mit 120 m Spannbreite und 17m Höhe soll den beschrankten Bahnübergang am Braunen Hirsch ersetzen. Das monströse Bauwerk liegt dann inmitten der international bedeutenden Fundplätze eiszeitlicher Rentierjägerkulturen und wird einen Großteil der Talsohle überspannen. Der unverbaute Charakter des Tals an diesem besonderen Ort der Menschheitsgeschichte wird dadurch zerstört werden. Die Brücke sei notwendig, damit „der Verkehrsflussauf der Straße deutlich reibungsloser wird“. Etwa 3000 Kfz/24 h mehr (!) als jetzt schon werden dann täglich über die Brücke rollen, so die zitierte Prognose der DB Netz.
Für das Naturschutzgebiet, den berühmten Fundplatz und die Anwohner der Siedlung Am Hagen und Ahrensfelde, die schon jetzt unter der täglichen Verkehrslast leiden, eine Katastrophe.
Dabei soll die neue Brücke offenbar sogar eine Idee der Anwohner selbst gewesen sein: „Viele BürgerInnen äußerten Ideen und Anmerkungen, die das Projektteam aufnahm und berücksichtigte (Bsp. Die neue Brücke am Braunen Hirsch).“ schreibt die DB Netz AG.
Neben den vielen Planungsdetails, die sehr konkret beantwortet wurden, bleiben andere Fragen nur vage oder gar nicht beantwortet.
So kann die DB Netz AG die ständig zitierten 250.000 Pendler, die angeblich zukünftig von der neuen Bahnlinie profitieren sollen, rechnerisch nicht herleiten.
Nicht nur, dass die Zahl sehr hochgegriffen erscheint, da im gesamten Kreis Stormarn keine 250.000 Einwohner leben, sondern es wird auch der Anschein erweckt, als würde es momentan überhaupt noch keine Bahnverbindung für diese Menschen geben. Etikettenschwindel nennt man das, wenn in der Werbung mehr versprochen wird, als das Produkt hergibt.
Auf Fragen zur Gütertrasse will die DB Netz auch nicht eingehen, denn „die S4 sei ein reines Nahverkehrsprojekt.“
Das mag formal stimmen, ist aber Augenwischerei, denn die DB Netz AG argumentiert ja selbst immer wieder, dass die S4 eigene Gleise benötigt, da ein Mischbetrieb mit dem Fern- und Güterverkehr auf der Bestandsstrecke wegen des zunehmenden Güterverkehrs durch die Fehmarnbelt-Querung nicht möglich wäre.
Seltsam nur, dass die S4 ab Ahrensburg-Gartenholz ohne eigene Gleise auskommen und sich bis Bad Oldesloe weiterhin die Gleise mit dem Fern- und Güterverkehr teilen soll.
Auf die während der Dialogveranstaltung öffentlich gestellte Frage, ob die neuen Gleise für die S4 nur deshalb bis Ahrensburg gebaut werden sollen, weil man in Hamburg-Rahlstedt schlichtweg keinen Platz für die zwei Kilometer lange Abstellanlage gefunden hat, die jetzt in Delingsdorf gebaut werden soll, gibt es keine Antwort.
Auch nicht auf die Frage aus dem Fragenkatalog, wie groß die tägliche Belastung für den Einfädelungsverkehr der über Nacht geparkten S-Bahnzüge von der Abstellanlage sein wird. “Hierzu können wir in der jetzigen Planungsphase keine Angaben machen.“
Warum der Gleisausbau für die die S4 nicht einfach in Hamburg-Rahlstedt enden kann, um das streng geschützte Tunneltal zwischen Rahlstedt und Ahrensburg zu verschonen, wird mit „Die aktuelle Planung der S4 ergab sich als die Variante, bei der die Betriebsqualität für alle Verkehre wirtschaftlich optimal und robust ist und somit als nachhaltige Lösung zu favorisieren ist.“ beantwortet.
Die Zerstörung von Natur und Kultur im Tunneltal, wird unter den fadenscheinigen Argumenten einer fraglichen Wirtschaftlichkeit und einer vorgetäuschten Mobilitätswende offensichtlich als Kollateralschaden in Kauf genommen.
Denn ob die S-Bahnen, die auf Ihrer Fahrt in die Hamburger City viele Zwischenstopps einlegt und damit die Fahrzeit verlängert, wirklich attraktiver sind, weiß letztlich niemand.
Zudem verfügt Ahrensburg mit zwei U-Bahnstationen und zwei Regionalbahnhöfen, verglichen mit anderen Vororten wie etwa Barsbüttel oder Wedel, bereits jetzt über eine sehr gute Anbindung an Hamburg. Dass die Regionalzüge oft unpünktlich sind oder gar ausfallen, ist kein Problem fehlender Gleise, sondern maroder Technik und fehlenden Personals!
Die S4 wird von der Politik als wichtiges Nahverkehrsprojekt und Beitrag zur Mobilitätswende gefeiert. Doch rechtfertigt das die Teilzerstörung eines Naturschutzgebietes?
Das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal wurde 2010 als FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet anerkannt und genießt damit den größtmöglichen Schutz in Europa. FFH-Gebiete dienen der Schaffung eines EU-weiten Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“, welches den Rückgang der Artenvielfalt entgegenwirken soll.
Im FFH-Gebiet Tunneltal passiert nun das Gegenteil: eine acht Kilometer lange „Mauer“ wird das Gebiet der Länge nach zerschneiden und die Natura 2000 Bemühungen eines Schutzgebietsnetzes zunichtemachen.
Fragen zum Wildwechsel werden von der DB kurz beantwortet:
„Die aktuelle Planung sieht keine Wildquerung vor.“ Und einen Absatz weiter heißt es: „Trassenquerungen sind durch alle Tiere möglich.“
Wie unsinnig der letzte Satz ist, musss jedem klar werden, der schon einmal einen Kammmolch gesehen hat. Diesen kleinen Lurchen, die zur Familie der Salamander gehören, ist es zu verdanken, dass das Tunneltal überhaupt Bestandteil eines FFH-Gebietes geworden ist. Wie soll ein so filigranes Tier, das kaum 12 Gramm wiegt, ein 25 m breites Schotterbett mit vier Gleisen lebend überwinden?
Wer denkt, dass sich ein Kammmolch kaum fortbewegt, hat sich getäuscht.
Es ist schon eine besondere Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet in den Naturschutzgebieten Höltigbaum und Stellmoor-Ahrensburger Tunneltalerst kürzlich eine internationale Studie zum Wanderverhalten dieser Tiere durchgeführtwurde. Es heißt darin: „Wir waren sehr überrascht, wie viele Individuen in den drei Jahren unserer Studie in verschiedenen Gewässern gefangen werden konnten und dass die Tiere, die vermeintlich nur sehr kurze Distanzen überwinden können, dabei nicht unbedingt das räumlich naheliegendste Gewässer aufsuchten.“https://www.lw.uni-leipzig.de/fakultaet/aktuelles/detail-nachrichten/artikel/waehlerische-wasserdrachen-2021-09-08
Es wird Zeit, dass die Politik ihren Fehler erkennt und korrigiert, um den Schaden für das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal abzuwenden. Ansonsten wird das Tunneltal bald zu einem prominenten Beispiel unnötiger Natur- und Kulturzerstörung werden.
Doch neben den Schäden für Natur und Kultur, gibt es auch logistische Gründe für ein zwingendes Umdenken. Denn glaubt man den Worten von Professor Stuwe von der „NBS-Northern Business School“, der im Juni 2022 die Studie „Szenario 2030 – die Antwort Lübecks auf die feste Fehmarnbelt-Querung“ veröffentlicht hat, wird die Bahnstrecke Lübeck-Hamburg und vor allem der Bereich Ahrensburg-Gartenholz, wo die S4 in die alte Bestandsstrecke eingefädelt werden soll, bald zum „Nadelöhr für die internationalen schienengebundenen Verkehrsströme zwischen Kontinental- und Nordeuropa“ werden. Er rät dringend, dass die Güterverkehre ab Lübeck auf Ausweichstrecken über Bad Kleinen und Lübeck-Büchen-Lüneburg aufgesplittet werden müssen, um ein Verkehrschaos auf der jetzt schon überlasteten Strecke Lübeck-Hamburg zu verhindern.
Auf die Frage an die DB Netz, ob die Erkenntnisse aus der NBS-Studie in den Planungen für die S4 berücksichtigt werden, heißt es „ dass diese der DB Netz AG nicht vorliegen“ würde.
Und richtig, es ist nicht die Aufgabe der DB Netz AG, ein politisch gewolltes Projekt zu hinterfragen. Es ist die Aufgabe der Politik!
Dabei könnte es doch so einfach sein:
• Der Güterverkehr muss auf mehrere Alternativtrassen, (z.B. Lübeck-Büchen-Lüneburg oder Bad Kleinen) verteilt werden. Nur dann kann der Nahverkehr weiter auf der Bestandsstrecke verkehren.
• Der 2-gleisige Neubau der S-Bahnlinie muss spätestens in Hamburg-Rahlstedt enden, um das mehrfach geschützte Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal zu verschonen!
• Hamburg-Rahlstedt muss der Umsteigebahnhof zur S4 werden, damit wir Schleswig-Holsteiner weiterhin von unseren schnellen Expresszügen in die Innenstadt profitieren können.
• Die Brücke durch das Tunneltal darf nicht gebaut werden!
27.10.2022 Ahrensburg lädt zur „Dialogveranstaltung“
Die Stadt Ahrensburg veranstaltet eine „Dialogveranstaltung Gütertrasse“, zu der alle interessierteren Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind. Gegenstand der Diskussionen sind der geplante 4-gleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hamburg-Rahlstedt und Ahrensburg und die damit verbundenen Konsequenzen. Diese Veranstaltung geht auf einem einstimmigen Beschluss der Stadtverordneten vom 21. März 2022 zurück.
„Es gibt in Ahrensburg zahlreiche Fragen und große Sorgen rund um den geplanten Ausbau der Bahnstrecke für die S4. Dazu gehören zum Beispiel die Auswirkungen des Baus der zusätzlichen Gleise an sich, aber auch die zukünftige Entwicklung des Güterverkehrs und geplante Lärmschutzmaßnahmen. Diese Veranstaltung ist eine gute Gelegenheit, diese und weitere Fragen [auf den Tisch zu legen] und in aller Offenheit zu diskutieren“, so Bürgermeister Eckart Boege.
Neben der Deutschen Bahn sind zahlreiche Experten aus verschiedenen Fachgebieten – Verkehrsplanung, Umweltschutz, Archäologie und Lärmschutz – eingeladen, um das Thema umfassend zu beleuchten.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr mit einer Reihe von Informationsständen, an denen die Bürgerinnen und Bürger direkt mit der Bahn und verschiedenen Interessensgruppen und Verbänden ins Gespräch kommen können.
Ab 19 Uhr schließt sich eine Podiumsdiskussion an. Nach einem einleitenden Vortrag der Deutschen Bahn und einer Stellungnahme der Interessensgemeinschaft Tunneltal werden mit wechselnder Besetzung drei Themenblöcke behandelt werden: Die grundsätzliche Frage nach der verkehrspolitischen Notwendigkeit des Streckenausbaus, die Auswirkungen auf Umwelt und Archäologie sowie die Auswirkungen auf Stadtbild und Lärmbelastung.
Zu jedem Themenblock sind Experten aus den jeweiligen Fachgebieten eingeladen, die sich bereits konkret mit dem geplanten Streckenausbau befasst haben:
- Bürgermeister Eckart Boege, Stadt Ahrensburg
- Martin von Ivernois, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Referatsleiter Öffentlicher Personennahverkehr, Eisenbahnen
- Amina Karam, Leiterin Technik Bahnprojekte S-Bahn S4 und DSL (I.NI-N-S) Infrastrukturprojekte Nord
- Michael Kablitz, Michelle Bruhn, Martin Roger, Janine Korczak, Dr. Bernd Burandt, alle Deutsche Bahn
- Svenja Furken, IG Tunneltal
- Professor Dr. Michael Stuwe, Northern Business School (NBS)
- Jörg Sievers, Bürgerinitiative S4 Hamburg/Stormarn
- Malte Siegert, NABU Hamburg
- BUND – angefragt
- Dr. Mara-Julia Weber, Museum für Archäologie, Schloss Gottorf
- Dr. Ulf Ickerodt, Archäologisches Landesamt SH
- Andrea Becker, Stadt Ahrensburg, Stadtplanung und Bauaufsicht
- Dr. Frank Dittmar, Ted GmbH
- Dr. Arnold Harmsen, Verein Lärm- und Umweltschutz Wandsbek-Marienthal
„Wir werden am 27.10. mit Sicherheit einen sehr informativen Abend erleben, vor allem Dank der vielen Fachleute, bei denen ich mich herzlich für Ihre Teilnahme bedanke. Ich hoffe, dass viele Fragen der Ahrensburgerinnen und Ahrensburger im Laufe des Abends geklärt werden können“, so Bürgermeister Boege.
Termin: 27.10.2022, 18 Uhr
Ort: Schulzentrum am Heimgarten, Reesenbüttler Redder 4-10
Ab 19 Uhr die Podiumsdiskussion über https://youtu.be/mQx9oTPO2SI per Livestream übertragen.
21.10.2022: Stellungnahme BUND Ahrensburg
Der BUND Ahrensburg begrüßt die Initiative der Stadt, zum Thema viergleisiger Ausbau der Bahnstrecke Hamburg-Ahrensburg für die S4 eine Dialogveranstaltung zu veranstalten. Der BUND fordert wirksame Ausgleichsmaßnahmen von der Deutschen Bahn, die eine bessere Vernetzung der Ahrensburger Naturlandschaften ermöglichen.
Wenngleich der BUND den mit dem Ausbau verbundenen Flächenfraß an überwiegend landwirtschaftlichen Flächen und die sich verstärkende Zerstückelung von Biotopen kritisch sieht, versteht der BUND aus Klimaschutzgründen die Notwendigkeit der massiven Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch Reduzierung des Schwerlastverkehrs mittels LKW und des motorisierten Individualverkehrs mit Verbrennungsmotoren, wozu der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke Hamburg-Ahrensburg beitragen kann. Gleichwohl stellt der BUND fest, dass die Ausbaumaßnahmen eine erhebliche Belastung der Natur im Planungsbereich darstellen. Es müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die Belastung so gering wie möglich zu halten. Nur dann ist die Planung zu verantworten. Dies gilt sowohl für die Baumaßnahmen an sich als auch während der Bauarbeiten. Hier dürfen sich weder die Bahn noch die Genehmigungsbehörden auf die rechtlich geringsten Ausgleichsmaßnahmen beschränken, sondern sollten die Chance nutzen, eine wirkliche Aufwertung der Biotopvernetzung in Ahrensburg umzusetzen.
Da die Planung, erste Baumaßnahmen sowie rechtliche Auseinandersetzungen vor Gericht bereits fortgeschritten sind, befürwortet der BUND Ahrensburg die Baumaßnahmen grundsätzlich, weil
- Für eine Verkehrswende mit der Verlagerung von KFZ-Verkehr auf den ÖPNV und von LKW-Verkehr auf die Schiene die Infrastruktur verbessert werden muss.
- Nach der Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels der Schienen-Güterverkehr, der bisher die Strecke über Fünen genutzt hat, auf diesen Bahnabschnitt wechseln wird.
- Im jetzigen Zustand der ÖPNV zwischen dem Kreis Stormarn und Hamburg-Hbf durchaus attraktiv (Regionalbahn 81 und Regionalexpress 8 bzw. 80), durch Konflikte mit dem Fernverkehr allerdings oft unpünktlich und damit unzuverlässig ist.
- Die genannte stärkere Auslastung der zwei vorhandenen Gleise die Bedingungen für den ÖPNV massiv verschlechtern würde.
- Mit den neuen Gleisen für die S4 ein dichterer Takt und ein pünktlicher Verkehr möglich würde.
Die Barrierewirkung, die durch vier Gleise statt bisher zwei Gleise zwischen dem Naturschutzgebiet Tunneltal und dem umgebenden Bereich entsteht, wird durch die Baumaßnahme jedoch erheblich vergrößert. Verstärkt wird das durch die aus anderen Gründen nötigen Lärmschutzwände. Der BUND schlägt deshalb vor, dass an geeigneter Stelle, eine passende Unterführung gebaut wird, mit der eine Biotopvernetzung zwischen den beiden Seiten der Bahnlinie hergestellt wird. Das kann auch an mehr als einer Stelle realisiert werden. Besonders notwendig ist das für die Achse Bredenbeker Teich – Raum zwischen den beiden Ahrensburger Friedhofsanteilen – Tunneltal. Hier wäre es außerdem wünschenswert die zusätzliche Barrierewirkung der Hamburger Straße (ehemals B 75) in geeigneter Weise abzumildern und damit andere mit dem Bau verbundene Nachteile teilweise auszugleichen.
August 2021: 3 Kurzfilme zu Problemen und Lösungen veröffentlicht
Vor diesem Hintergrund kommt seit Jahren grundlegende Kritik an den Routenplänen der Bahn von der Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck e. V. (unser Bericht). Die Initiative plädiert für eine ganz andere Streckenführung: eine neue Bahnlinie entlang der Autobahn A1.
Die Bürgerinitiative hat die Probleme und Lösungen in 3 Kurzfilmen auf Youtube dargestellt:
Teil1
Teil2
Teil3
Massive Verschlechterung des Nahverkehrs für die Bürger in Stormarn erwartet
Ein großer Schwachpunkt des Konzeptes aus Sicht der Initiative: Eigene Gleise soll es nur bis Ahrensburg geben, also nur auf der ersten Hälfte bis nach Bad Oldesloe. Auf der zweiten Hälfte geht die S 4-Linie im Gerangel mit allen anderen Zügen unter. Sie wird tendenziell (noch) unpünktlicher und muss ihren Takt massiv ausdünnen, bis zu einem unattraktiven Stundentakt. Damit kann man keine 200.000 bis 250.000 Fahrgäste im Raum Südholstein und Stormarn gewinnen. Damit würden weiterhin viele Menschen täglich mit dem Auto nach Hamburg fahren.
Bürgerinitiative klagt gegen die Streckenführung der Bahn
Die Bürgerinitiative: „Wir klagen gegen den derzeit geplanten, halbherzigen Ausbauplan. Mit neuen Gleisen an der A1 für Fern- und Güterzüge bekommt die S 4-Linie endlich ihre eigenen zwei Gleise auf der heutigen Strecke und wird von allen Fahrgästen als „ihr ÖPNV“ akzeptiert.
Text: Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck e. V. / Redaktion, Foto: Ahrensburg-Portal