Mit deutlicher Kritik hat der DRK-Landesverband Schleswig-Holstein auf den aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung reagiert.
Dieser sieht drastische Kürzungen der Mittel für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) vor. „Die geplante Einsparung von insgesamt 78 Millionen Euro bei den Freiwilligendiensten hätte auch drastische Auswirkungen auf Schleswig-Holstein und würde zu einem Kahlschlag in diesem wichtigen gesellschaftlichen Bereich führen“, kritisiert der Präsident des DRK-Landesverbandes Torsten Geerdts. „Wir müssten vielen jungen Menschen, die sich für dieses ehrenamtliche Engagement interessieren, absagen und würden viele helfende Hände in unseren sozialen Einsatzstellen verlieren“, so Geerdts.
Für den Jahrgang 2023/2024 (September 2023 bis August 2024) wurden dem Roten Kreuz Schleswig-Holstein insgesamt 2040 Teilnehmenden-Monate (TNM) für das FSJ bewilligt. Das entspricht einem monatlichen Durchschnitt von 170 Teilnehmenden, die beschäftigt werden können. Sollten die angekündigten Kürzungen eintreten, blieben aufgrund der Berechnungen für den Gesamthaushalt des Bundes bei einer Kürzung von 60 Prozent ab September nur noch durchschnittlich 68 FSJ-Kräfte pro Monat übrig, was einem drastischen Rückgang von durchschnittlich 102 FSJ-Helferinnen und Helfern pro Monat entspricht.
Die geplanten Kürzungen für den Bundesfreiwilligendienst sind noch drastischer: Bis August 2024 wurden dem Roten Kreuz Schleswig-Holstein 36 Teilnehmende pro Monat bewilligt (insgesamt 430 Teilnehmende für 12 Monate). Bei der geplanten Kürzung von über 70 Prozent blieben hier nur noch durchschnittlich 11 Helferinnen und Helfer pro Monat übrig.
Zusammengenommen würde das bedeuten, dass anstelle der üblichen durchschnittlich 206 Freiwilligen nur noch 79 Freiwillige betreut werden könnten: Dies hätte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Einsatzstellen. „Diese drastischen Kürzungen bedeuten nicht nur eine Einschränkung unserer Kapazitäten, sondern auch einen erheblichen Verlust an wertvollen Helferinnen und Helfern in unseren vielfältigen Einsatzbereichen. Seniorenzentren, Kitas, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Schulen und Krankenhäuser wären gleichermaßen betroffen“, betont Torsten Geerdts. Eine derartige Kürzung der Freiwilligendienst-Plätze bedeutete vor allem für die Einsatzstellen, in denen die Freiwilligen tätig sind, einen Wegfall von dringend benötigten Hilfskräften. Die Freiwilligen dürfen keine Fachkräfte ersetzen, sind allerdings für viele Einsatzstellen als zusätzliche Hilfskräfte unverzichtbar. Auch wird es für die Einsatzstellen erschwert, Nachwuchs an Fachkräften über die Freiwilligendienste zu gewinnen, wenn dort deutlich weniger junge Menschen tätig sein können.
„Es ist für uns sehr schwer zu verstehen, warum in Zeiten des Fachkräftemangels ein so wertvolles Instrument zur Unterstützung der Fachkräfte im sozialen Bereich sowie diese gute Möglichkeit Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen, durch diese drastischen Kürzungen so enorm geschwächt werden soll“, führt Geerdts weiter aus.
Für die jungen Menschen bedeutet dies, dass für einen Teil von ihnen eine sehr wertvolle Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung, beruflichen Orientierung und ein Jahr des sozialen Engagements wegfallen würde. Am Ende ihres Freiwilligendienstes befragt, berichten die Freiwilligen immer wieder, wie prägend das Jahr für sie war, wie viel sie über sich und den sozialen Bereich gelernt haben. Dieser Entwicklung trägt das Rote Kreuz Schleswig-Holstein auch auf seinen Seminaren Rechnung, wo neben fachlichen, gesellschaftspolitischen und gruppendynamischen Themen auch persönliche Themen breiten Raum einnehmen. Vor allem bei psychisch belasteten Freiwilligen versuchen wir als Rotes Kreuz, ein Hilfesystem zu initiieren, wenn dies nicht bereits besteht.
Das Rote Kreuz Schleswig-Holstein appelliert daher erneut eindringlich an die Bundesregierung und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages aus Schleswig-Holstein, die geplanten Kürzungen zu überdenken und die Bedeutung der Freiwilligendienste für die Gesellschaft und das soziale Gefüge anzuerkennen.
Text: DRK SH