„Die politischen und wirtschaftlichen, aber auch die sozialen und kulturellen Folgen des Krieges in der Ukraine werden unser Denken auf Dauer verändern. Das fängt schon in der Sprache an, die von Kriegsrhetorik, von Ausgrenzung, persönlicher Verurteilung bis hin von Hass geprägt ist.“ Björn Engholm, der frühere Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein hielt die Festrede bei der diesjährigen Preisverleihung des Olof-Palme-Friedenspreises im Reinbeker Schloss.
Dieser Preis wird vom SPD-Kreisverband Stormarn zusammen mit der Walter-Jacobsen-Stiftung jährlich am 28. Februar, dem Tag der Ermordung des ehemaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme im Jahre 1986, an Personen oder Gruppen verliehen, die sich für Frieden, Völkerverständigung und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Björn Engholm hat Olof Palme mehrfach persönlich getroffen und beschrieb ihn als scharfzüngigen Debattierer, der aber gleichzeitig sehr viel Charme ausstrahlte. Palme setzte sich für Frieden, Freiheit, Abbau von Privilegien und Selbstbestimmung ein und wurde dafür weltweit geachtet. Er war ein charismatischer Visionär – ein Politikertyp, so Engholm, wie er heute vermisst wird.
Russlands Krieg in der Ukraine kritisierte Engholm als widerlich, zerstörerisch und sinnlos. Der Frieden sei dadurch derzeit weltweit bedroht, die wirtschaftlichen Folgen zeigten sich in den Ländern der südlichen Erdhalbkugel noch dramatischer als in den Industriestaaten des Nordens. Verteilungskämpfe würden sich aber nicht nur zwischen Ländern und Erdteilen verschärfen, sondern auch innerhalb der Staaten. Ursache sei die empörend ungerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen: „Wenn manch ein Manager das 250-fache vom Mindestlohn verdient oder das zig-fache des Bundeskanzlers und die Politik dagegen nichts tut, gefährdet das die Stabilität einer Gesellschaft. Wenn das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Staat und Politik, in Kirche, Unternehmertum und Gewerkschaften verlorengeht, bröselt der Zusammenhalt der Gesellschaft,“ warnte der 83-Jährige. Engholm forderte gerade das Bürgertum, die gesellschaftliche Mitte, auf, sich für die Demokratie, für Ziele und Visionen zu engagieren.
Die SPD Stormarn freute sich, auch dieses Jahr wieder mehrere Vorschläge für die Würdigung von Personen und Gruppen erhalten zu haben:
- Frau Sonja Borowski aus Ammersbek, vorgeschlagen für ihr Engagement für den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie, sowie für Flüchtlingshilfe, für die Gründung des Vereins „für Dich“ und für ihren Kampf gegen Hunger im Alter,
- das Künstlerkollektiv mit Frau Janis Walzel aus Trittau mit ihrer Aktion „Perspektivwechsel“ gegen Alltagsrassismus und rechte Gewalt,
- der Förderverein des Thünen- Instituts für ökologischen Landbau in Trenthorst, der sich für nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen einsetzt,
- Herr Jan-Henryk Susek, der mit den „Moin Makers“ in der Anfangsphase der Corona- Epidemie Schutzmasken hergestellt und kostenlos an medizinisches Personal verteilt hat.
Den 1. Preis hat das Kuratorium in diesem Jahr zweigeteilt und vergeben an:
- Herr Joachim Butz aus Oststeinbek, der durch Spendensammlungen und nachhaltige Unterstützung den Bau einer Schule in Kenia bewerkstelligt hat, für die dortige Trinkwasserversorgung und für Projekte der Selbsthilfe gesorgt hat,
- der Verein „Oldesloer Jugend Courage-Preis“, der jährlich am historischen Datum 9. November einen Preis an junge Menschen oder Organisationen vergibt, die sich mutig gegen Gewalt, politische Hetze und Rassismus und für gesellschaftliche Solidarität und die Erhaltung der Umwelt engagieren.
Die beiden SPD-Kreisvorsitzenden Marion Meyer und Mehmet Dalkilinc freuten sich über die große Resonanz, die die Preisverleihung auslöst. Sie dankten allen Nominierten und Preisträgern für ihr Engagement. „Wir sind froh, dass wir nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause tolle Personen und Organisationen würdigen konnten“, so die Kreisvorsitzenden abschließend.
Text: SPD Kreisverband Stormarn / Redaktion