Als vor drei Jahren die große Flüchtlingswelle auch im Kreis Stormarn ankam, engagierte sich Christa von Bredow aus Ammersbek sofort: Sie meldete sich beim Freundeskreis für Flüchtlinge und bot dort ihre Hilfe an. Ein Afghane wurde so zum Untermieter – und seine Familie zu festen Freunden.
„Ich habe ihm zunächst Nachhilfe in Deutsch gegeben, bald aber gemerkt, dass der der junge Mann zwar lieb, im Flüchtlingsheim aber sehr verzweifelt war“, sagt die 77 Jahre alte Ammersbekerin. „Da hat sich meine Magengrube gemeldet. Ich musste ihm einfach helfen.“
Sie bot ihren Wohnkeller an, engagierte sich auch für den Zuzug der Familie und verfolgte deren Weg per Smartphone. Zuerst flüchtete die Schwester, dann zogen Frau und drei Kinder nach. „Ende 2016 haben schließlich alle bei mir gewohnt“, sagt von Bredow. „Bis auf ein Zimmer habe ich alles geteilt.“
Diese Zeit sei vor allem eine große Bereicherung gewesen. Aufgrund ihres Alters manchmal aber auch belastend. Denn Christa von Bredow half nicht nur bei Behördenformularen, sondern ging auch mit zu Ärzten und kümmerte sich um alles Organisatorische drumherum. Von Nachbarn und Freunden wurde sie dafür oft belächelt, weil sie das große Engagement eher nicht verstehen konnten. War es mehr Scheu oder gar Vorurteile? Sie weiß es nicht, ist sich aber sicher, dass gemeinsame Unternehmungen bei der Integration goldwichtig sind. Bis heute unternimmt sie etwas mit ihrer „zweiten Familie“, ist auch schonmal gemeinsam in Urlaub an die Ostsee gefahren.
„Die geflüchteten Menschen wollen Kontakt“, sagt von Bredow. „Meist funktioniert das aber nicht.“ Sie hoffe, dass Texte und Gespräche andere Menschen dazu inspirieren könnten, ebenfalls aufeinander zuzugehen. Selbst würde sie sofort wieder helfen, wenn jemand in Not sei. „Ob ich es gesundheitlich schaffen würde, bin ich mir nicht sicher“, sagt von Bredow, die das Haus mittlerweile verkauft hat und in einer Wohnung wohnt. „Gemessen am Wert des Erlebnisses würde ich aber sofort wieder ja sagen.“
Für ihr Engagement wurde Christa von Bredow mit dem Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung Region Ahrensburg ausgezeichnet.
Foto und Text: Melissa Jahn (mej)