Die Ahrensburgerin Karin Boß arbeitetet seit Jahren als Flüchtlingshelferin, engagiert sich mit bis zu 30 Stunden in der Woche dafür, dass Menschen in Deutschland einen guten Start bekommen. Doch obwohl ihr die Arbeit viel Spaß mache, bemängelt Boß die Arbeit der Behörden
Anstoß zum Ärger gab das Jobcenter, welches bereits bei einem kleinen Zuverdienst die gesamten Zahlungen einstelle. „Makler antworten uns nicht mehr“, sagt Karin Boß. „Wir bekommen Wohnungen nur noch über Vitamin B.“ Dass es überhaupt so weit gekommen sei, liege mit an den langen Bearbeitungszeiten des Jobcenters, sagt Boß. Sie sei früher selbst Vermieterin gewesen, habe das Geld von Sozialhilfebeziehern immer pünktlich bekommen. Dies habe sich jetzt jedoch gewandelt.
Karin Boß: „Ich betreue einen jungen Mann, der neben seiner Schule arbeiten geht, sich super entwickelt und sich stets engagiert hat“, sagt die Flüchtlingshelferin. „Zum zweiten Mal hat das Jobcenter ihm nun die Zahlungen gestrichen. Bis der neue Antrag bearbeitet ist, kann er den Strom, die Miete und das Essen nicht mehr bezahlen. “Boß bemängelt, dass diese Vorgehensweise nicht notwendig sei. Vielmehr könne das Geld zunächst gekürzt werden. Doch die Praxis in Ahrensburg sehe anders aus. Der Ausfall betrage bis zu vier Monaten. „Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das kein Einzelfall ist“, sagt Karin Boß.
Doris Ziethen-Rennholz, Leiterin des Jobcenters Stormarn hat eine andere Sicht auf die Vorgänge. Sie teilt mit, dass die Zahlungen nie gänzlich aufgehoben würden, sondern gerade bei geringen Summen lediglich gekürzt werden. Zudem sei die Bearbeitungszeit bei Neuanträgen auf 14 Arbeitstage beschränkt, die in der Praxis sogar noch unterschritten würden. Damit wolle das Jobcenter gerade Flüchtlinge unterstützen, eine Arbeit aufzunehmen. „Unser Ziel ist die Vollbeschäftigung“, sagt Ziethen-Rennholz. „Aber jede auch noch so kleine Arbeit entwickelt Menschen weiter und ist uns deswegen willkommen.“
Warum es trotzdem Unstimmigkeiten gebe? Ziethen-Rennholz verweist auf unvollständige Anträge und Sprachprobleme. Allerdings gebe es in jeder Behörde Sprach- und Kulturmittler, die beim Ausfüllen der Anträge behilflich seien. „Bisher hatten wir ein gutes Verhältnis zum Freundeskreis für Flüchtlinge“, sagt Ziethen-Rennholz. „Diese Vorwürfe sind mir unverständlich.“
Text und Foto: MJ