Dort wo einst der Muschelläufer stand, ist nun ein Bauzaun

Fünfzehn Jahre thronte der Ahrensburger Muschelläufer auf dem Rondeel. Nun wurde die umstrittene Skulptur abgebaut. Grund ist ihre starke Beschädigung.

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Ein rotweißgestreifter Bauzaun zeugt derzeit vom ehemaligen Standort des Ahrensburger Muschelläufers. Bis auf Kabel, die an der Stelle aus dem Boden ragen, ist der zentrale Platz zwischen Cafés und Geschäften leer.

Kurz nach halb neun Uhr wurde das 300 Kilogramm schwere Kunstwerk am Dienstagmorgen auf einen Transporter verladen. Nun soll eine auf Glasfaserkunststoff spezialisierte Firma aus Neumünster die Schäden begutachten und mögliche Restaurationskosten schätzen. Notwendig machen dies Risse in der Oberfläche. Die Stadt hatte zudem an der Standfestigkeit gezweifelt und eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit befürchtet.

Das 25.000 Euro teure Kunstwerk des Kieler Bildhauers Martin Wolke wurde vom Rotary Club in einem Wettbewerb aus fünf möglichen Entwürfen ausgewählt und anlässlich des 25-jährigen Clubbestehens gespendet. Die Bedeutung steht unter anderem im Stormarnlexikon, darin heißt es, dass Muschel und Wellhornschnecke ein verlassenes Heim und gleichzeitig das Finden eines neuen Zuhauses symbolisieren sollen. Beliebt ist der blonde Mann in blauem Anzug jedoch nicht bei jedem Ahrensburger, sondern sorgt seit der Enthüllung im August 2005 für regen Diskussionsstoff. So wundert es auch nicht, dass die Ahrensburger wenig pfleglich mit der Plastikfigur umgegangen sind. Trotz Verbotsschildes nutzen Kinder die Figur gern als Klettergerät. Ein anderes Mal zündeten Randalierer dort Silvesterknaller. Betrunkene sollen sogar mehrfach gegen die Figur gepinkelt haben. Zuletzt war ein Arm notdürftig mit Klebeband befestigt worden. Die Öffnung der Muschel mit integriertem Audio-Effekt war bereits länger verschlossen.

Bereits 2006 wurde die Figur zum ersten Mal für 6.500 Euro auf Kosten der Stadt repariert. Immer wieder gab es Überlegungen, die Figur an einen anderen Standort zu versetzen.  Sogar ein Fallschutzbelag wurde diskutiert, damit sich die Kinder beim Klettern nicht verletzen. Zwischenzeitliche Schäden wurden nur noch notdürftig ausgebessert. 16.500 Euro Steuergelder sind bereits in die Instandhaltung geflossen.

Doch trotz erneuter Beschädigungen hat sich der Künstler mehrfach gegen einen Abbau ausgesprochen und erneut 25.000 Euro verlangt, falls der Vertrag nicht eingehalten würde. „Darauf hat er einen Anspruch“, sagt Fabian Dorow, Sprecher der Stadt Ahrensburg. „Das Urheberrecht besteht 30 Jahre und wir haben erst die Hälfte der Zeit um.“

Wie es jetzt weitergehen soll, müssen städtische Gremien entscheiden und klären, ob eine Widerherstellung wirtschaftlich zumutbar ist. Ob und wann die Skulptur aus Neumünster zurückkehren wird, ist daher noch völlig unklar. „Fest steht jedoch, dass die Figur auch in zehn Jahren nicht in Vergessenheit geraten sein wird“, so Dorow. „Sie bietet weiterhin Raum für Kommunikation und Diskussion.“

Foto und Text: Melissa Jahn (mej)

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