Für die Restaurierung von Schulunterlangen des Ahrensburger Naturforschers Johann Heinrich Ludwig Flögel hat Stadtarchivarin Dr. Angela Behrens 3.100 € Fördermittel des Landes Schleswig-Holstein im Rahmen des Programms zum Erhalt schriftlichen Kulturgutes in 2018 eingeworben. Die Schulunterlagen sind Teil des Nachlasses, der 2013 von Familie Plage, den Nachbesitzern der Flögelschen Villa in der Ahrensburger Waldstraße, an das Stadtarchiv übergeben worden ist.
Nachdem in den vergangenen Jahren bereits die Restaurierung von Schneekristall- sowie Insektenhirn-Mikroskop-Aufnahmen vom Land gefördert wurde, sind jetzt alle Unterlagen Flögels im Stadtarchiv in einem guten Erhaltungszustand. Die Restaurierung kostete allein in 2018 rund 3450 €, wobei der städtische Anteil an den Kosten 348 € betrug. Die mehrfache Landesförderung für den Flögel-Nachlass in Höhe von insgesamt 6.230 € machte es möglich, die auf Papier spezialisierte Hamburger Restauratorin Gudrun Kühl mit den Arbeiten zu betrauen.

Anzeige
Naturforscher Dr. Flögel

Dr. Johann Heinrich Ludwig wurde 1834 in Glückstadt geboren und zog 1892 in die Waldstraße in Ahrensburg, wo er 1918 verstarb. Hautberuflich Verwaltungsbeamter, hatte er in den sich zu seinen Lebzeiten gerade erst formierenden naturkundlichen
wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen gemacht, wurde Ehrendoktor der Universität Kiel und in die britische Royal Microscopic Society aufgenommen. Flögel wurde wiederentdeckt wegen seiner weltweit ersten fotografischen Aufnahmen eines Schneekristalls unter dem Mikroskop aus dem Jahr 1879. Wissenschaftlich internationale Erwähnung findet er bis heute für seine Untersuchungen zu Kieselalgen und Insektengehirnen. Als Pionier der Mikroskopie gelangen ihm erstmalig Aufnahmen, mit denen er damals noch unbekannten Gehirnregionen von Insekten in der Wissenschaft bis heute gebräuchliche Namen zuwies.
Insgesamt umfassten die in diesem Jahr vom Land Schleswig-Holstein geförderten
Restaurierungsmaßnahmen zum einen Flögels Schulunterlagen – Schulschreibbücher,
Briefbücher, Skizzenbücher – und zum anderen ein Konvolut verschiedener
wissenschaftlicher Schriftstücke. Die ältesten Schreibbücher datieren auf 1841.

Restauratorin Gudrun Kühl

Der materielle Zustand der optisch eindrucksvollen Schriften war fragil und für eine
wiederholte Nutzung oder Durchsicht nicht mehr geeignet, es drohte Material- und
Informationsverlust. Da die akribisch geschriebenen Schulunterlagen und die gedruckten Schriftstücke den geistigen Rahmen für das Wirken des Forschers liefern, ist der nun durch die Restaurierung erreichte Erhalt für die biographische Würdigung des Naturforschers, aber auch für Erkenntnisse über die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Forschung in Schleswig-Holstein im 19. Jahrhundert gesichert.
Die frisch restaurierten Unterlagen sind nunmehr, umhüllt von Mappen und speziellem Karton, in den Bestand des Stadtarchivs aufgenommen und können nach Terminabsprache eingesehen werden.

Anzeige