„Wie oft hat eigentlich Großvater den Unterricht geschwänzt?“

Praktikant erschließt den ältesten Aktenbestand im Kreisarchiv
Anfang September des vergangenen Jahres kam Johann Partuschke als Praktikant für sechs Monate in das Kreisarchiv Stormarn. Der in Großhansdorf aufgewachsene Student der Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften in Hamburg wollte sein Praxissemester gern in einem Archiv in der Region absolvieren: „Als ehemaliger Geschichtsstudent und begeisterter Familienforscher war das Kreisarchiv Stormarn für mich die erste Wahl, um meine Heimat besser kennenzulernen“.

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Bei Arbeitsbeginn war Partuschke positiv überrascht, wie modern und gut ausgestattet das Kreisarchiv im Gegensatz zu vielen anderen Archiven, die er privat bereits besucht hat, ist. „Der Fokus auf die Digitalisierung und Online-Stellung von Akten ist für ein Archiv dieser Größe einmalig. Hier ist man tatsächlich im 21. Jahrhundert angekommen“, so der 31-Jährige. Mit vielen Vorgängen der täglichen Archivarbeit war er bereits aus Nutzersicht vertraut, andere Arbeitsschritte waren völliges Neuland für den Studenten: „Verwaltungsabläufe und das handwerkliche Arbeiten mit den Akten musste ich mir komplett neu aneignen“, gibt er offen zu. Einen großen Teil des Praktikums verbrachte er mit der Arbeit an einer Herzensangelegenheit: der inhaltlichen Erschließung des ältesten
Aktenbestands im Kreisarchivs. Die Akten beginnen mit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gehen bis in die Zeit der jungen Bundesrepublik.
Das Entziffern der alten Handschriften und die Übertragung der Inhalte in eine Online-Datenbank bildeten dabei den Projektschwerpunkt. Jahrzehntelang wurden diese Unterlagen als historische Sammlung aus allen Winkeln Stormarns von den ehemaligen Archivpflegern zusammengetragen. Vielfältige Einblicke in die nähere und fernere Vergangenheit nahezu aller Gemeinden des Kreises werden so für jeden Interessierten von zuhause aus über die Internetplattform des Archivs abrufbar sein. Neben zu erwartenden Akten wie Erdbüchern, Pachtverträgen und Mutterrollen aus verschiedenen Jahrhunderten, lassen sich dabei auch Kuriositäten, wie alte Schülerverzeichnisse aus der Schule in Siek oder polizeiliche Fahndungen aus dem Gutsbezirk Nütschau entdecken. Dazu Kreisarchivar Stefan Watzlawzik: „Das ist ein wahres Sammelsurium, das einen immer wieder neu überrascht. Wir freuen uns sehr, wenn Praktikanten uns unterstützen, Geschichten aus Orten in Stormarn oder von Personen wieder lebendig zu machen.“.
Der Praktikant selbst zieht ein positives Fazit: „Die sechs Monate hier in Bad Oldesloe sind wie im Flug vergangen und es war keinen Tag langweilig!“

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