24.11.2023 Aussichten in der maritimen Wirtschaft deutlich eingetrübt
Die Konjunkturaussichten für den Schiffbau haben sich im Herbst 2023 deutlich eingetrübt. Ebenso in der Schifffahrtsbranche ist der Geschäftsklimaindex rückläufig. Nur die Hafenwirtschaft zeigt eine leicht positive Entwicklung. Dies ist das Ergebnis der maritimen Konjunkturumfrage der IHK Nord, dem Zusammenschluss 13 norddeutscher Industrie- und Handelskammern. Demnach bereiten die Rohstoff- und Energiepreise, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Fachkräftemangel sowie die Entwicklung der Arbeitskosten den Unternehmen Sorge.
Den deutlichsten Rückgang machte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Minus von 63,1 Punkten. Keines der befragten Unternehmen erwartet für die kommenden Monate eine günstigere Entwicklung der Geschäftslage, 74,4 Prozent erwarten eine gleichbleibende und 25,6 Prozent eher eine schlechtere Entwicklung. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften bei der Gewinnung von Fachkräften (94,7 Prozent), der Entwicklung der Arbeitskosten (78 Prozent), bei den Energie- und Rohstoffpreisen (78 Prozent) sowie bei der Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (74 Prozent).
„Zeitenwende und Energiewende wird es nur mit einer starken nationalen maritimen Branche geben. So sind die Werften durch den Bau von Errichterschiffen oder Konverterplattformen ein Pfeiler der Offshore-Windkraft. Um aber den Schiffbau mit seinen Schlüsseltechnologien hierzulande zu halten, muss die Politik ihre Versprechen in Taten umsetzen: Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung der Marine beim 100 Milliarden Euro Sondervermögen der Bundeswehr, Umsetzung schnellerer Vergabeverfahren sowie Innovationsförderung, u.a. beim Bau von Konverterplattformen für die Energiewende“, forderte Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord. „Trotz eventuell ausfallender Finanzmittel aufgrund der aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds bedarf eine erfolgreiche Energiewende in der maritimen Industrie neben regulatorischer auch weiterhin finanzieller Unterstützung durch den Bund,“ betonte Strupp.
Auch in der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten – wenn auch nur leicht – eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Minus von knapp drei Punkten und sinkt damit von 71,0 auf 68,2 Punkte. 35,6 Prozent der befragten Reeder sehen die Entwicklung der Geschäftslage zumindest als gleichbleibend an. Allerdings sind bei 64,4 Prozent die Geschäftserwartungen nach wie vor rückläufig. Nahezu alle Unternehmen sorgen sich um die Entwicklung der Energiepreise, 65,9 Prozent sorgen sich um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und 52,3 Prozent der Reeder haben Schwierigkeiten, ausgebildete Fachkräfte zu finden.
Bei der Hafenwirtschaft legt der Geschäftsklimaindex leicht von 83,0 auf 93,3 Punkte zu und bleibt damit auf einem durchschnittlichen Niveau. 12 Prozent der Betriebe schätzen die Entwicklung der Geschäftslage als günstiger und 53,9 Prozent als gleichbleibend ein. Immerhin 34 Prozent der Unternehmen gehen von einer schlechteren Entwicklung der Geschäftslage aus. In der Umfrage sind 72,3 Prozent der Hafenbetriebe unzufrieden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Sie beklagen außerdem die hohen Energiepreise (67 Prozent), eine schwächelnde Auslandsnachfrage (63,9 Prozent) sowie höhere Arbeitskosten (64,4 Prozent) verbunden mit einem steigenden Fachkräftemangel (58,6 Prozent). „Wir hoffen, dass der Bund-Länder-Pakt zur Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben sowie die neue Nationale Hafenstrategie der Hafenwirtschaft neuen Schub verleihen“, sagte Strupp.
25.10.2023 Unruhige Zeiten für die Wirtschaft im Norden
In Schleswig-Holstein hat sich das konjunkturelle Stimmungsbild im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal spürbar verschlechtert. Der IHK-Konjunkturklimaindex für Schleswig-Holstein sank von 91,9 auf 81,7 Punkte und damit zum zweiten Mal in Folge. Er liegt weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittel von 108,5 Punkten. „Die Unternehmen haben es momentan mit vielen Risiken zu tun: Fachkräftemangel, das ungünstige Zinsumfeld, der schwache Konsum und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen für Verunsicherung und Zurückhaltung bei Investitionen“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
Zuletzt waren es vor allem die Geschäftserwartungen, die auf die Stimmung drückten. Jetzt trübt sich erstmals auch die aktuelle Lage spürbar ein: Bei 28 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen laufen die aktuellen Geschäfte schlecht (Vorquartal: 20 Prozent). Auch bei den Geschäftserwartungen bleiben die Unternehmen pessimistisch: 43 Prozent erwarten eine Verschlechterung (Vorquartal: 36 Prozent). Die schwache Konjunktur wirkt sich auf alle Branchen aus. „Besonders unter Druck ist immer noch der Handel, aber auch in der Industrie und im Baugewerbe läuft es momentan nicht überall rund. Lediglich im Dienstleistungsbereich und im Gastgewerbe ist die Situation noch zufriedenstellend“, so Goldbeck.
Inlandsnachfrage, Energie- und Rohstoffpreise sowie gestiegene Kosten: Die Risiken für die Unternehmen nehmen zu. Mehr als die Hälfte der Betriebe ist darüber hinaus unzufrieden mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und sieht darin Wettbewerbsnachteile. „Damit unser Standort weiter mithalten kann, müssen wir dringend den Mut aufbringen, uns von steuerlichem und bürokratischem Ballast zu befreien. Das Wachstumschancengesetz ist ein erster wichtiger Schritt. Aber selbst bei vollständiger Anwendung reichen die Regelungen nicht aus, um die akuten und strukturellen Probleme der Wirtschaft hinreichend zu lösen“, sagt Goldbeck.
Zur Fachkräftesituation, dem aus Sicht der Wirtschaft größten Zukunftsrisiko, stellt die IHK einmal im Jahr Zusatzfragen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Unternehmen kann offene Stellen nicht besetzen. Die Mehrbelastung der Belegschaften und die Arbeitskosten nehmen zu. Häufig müssen die Betriebe ihr Angebot einschränken oder einen Auftragsverlust hinnehmen. Intensive Diskussionen gibt es daher über die Gewinnung von Arbeitskräften aus nicht EU-Staaten im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Dafür sind allerdings wichtige Voraussetzungen zu schaffen, wie verbesserte Sprachangebote, schnellere Verwaltungsverfahren und mehr Wohnraum in Betriebsnähe. „Dem Fachkräftebedarf können wir zukünftig nur durch ein Bündel von Maßnahmen wirksam begegnen. Dazu zählen Wohnraum- und Bildungsangebote, eine systematische Berufsorientierung, eine schlüssige Berufsschulentwicklungsplanung und eine gelingende Integration internationaler Fachkräfte mit ihren Familienangehörigen in Schleswig-Holstein“, erläutert Goldbeck.
18.07.2023: Stimmung in der Wirtschaft verschlechtert sich
Die Stimmung unter den Unternehmen in Schleswig-Holstein verschlechtert sich im zweiten Quartal 2023. Der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein sinkt von 96,7 auf 91,9 Punkte. Damit ist die konjunkturelle Erholung vorerst gestoppt, und der Index verbleibt deutlich unter seinem langjährigen Mittel von 108,9 Punkten. „Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage bremsen auch die schleswig-holsteinische Wirtschaft. Besonders in der Industrie und Baubranche sind die Auftragseingänge rückläufig. Die lahmende Konsumlaune trifft vor allem den Handel, der weiterhin besonders unter Druck steht“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
Im Vergleich zum Vorquartal geben die Geschäftserwartungen deutlich nach: 36 Prozent der Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft. Drei Monate zuvor lag dieser Anteil noch bei 28 Prozent. Auch die Exporterwartungen entwickeln sich im zweiten Quartal negativ: 30 Prozent der Befragten erwarten ein schlechtes Exportgeschäft. Jedoch bewerten die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage in Summe noch positiv: Ein Drittel beurteilt die aktuelle Lage als gut, jedoch spricht auch ein Fünftel der Unternehmen von einer schlechten Lage. „In einigen Branchen, wie in der Dienstleistungsbranche und im Gastgewerbe, laufen die Geschäfte noch solide“, so Goldbeck.
In der Industrie allgemein ist die Lage trotz negativer Entwicklungen bei den Aufträgen noch stabil. Anders sieht es bei der energieintensiven Industrie aus: Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen sind sehr negativ und die Auftragslage ist desolat. Auch im Großhandel ist die Situation schwierig: Die Unternehmen schätzen die aktuelle Lage und besonders die Geschäftserwartungen pessimistisch ein. Negative Auswirkungen auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten sind hier bereits deutlich zu spüren. Die Verkehrsbranche erwartet weniger Transportaufträge aufgrund der ungünstigen Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel. Auch die Erwartungen an die Ausweitung der Maut drückt die Stimmung.
Der größte Risikofaktor bleibt weiterhin der Fachkräftemangel. Für 63 Prozent der Unternehmen stellt der Mangel an Arbeitskräften ein Problem dar. Zudem belasten immer noch hohe Kosten die Angebotsseite: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sieht in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Geschäftsrisiko. 47 Prozent betrachten die hohen Arbeitskosten mit großer Sorge. Aber auch Nachfragerisiken geraten im zweiten Quartal 2023 wieder verstärkt in den Fokus der Unternehmen: 44 Prozent leiden unter der schwächelnden Inlandsnachfrage. Der Handel ist von der Konsumschwäche besonders stark betroffen: 62 Prozent sehen sich mit diesem Risiko konfrontiert. Zudem rückt die Auslandsnachfrage wieder mehr in den Fokus: Im produzierenden Gewerbe haben es 23 Prozent der Unternehmen mit einer zu schwachen Auslandsnachfrage zu tun.
„Es sind vor allem die Geschäftserwartungen, die den Klimaindikator belasten, denn die Unternehmen berücksichtigen vermehrt die strukturellen Herausforderungen, wie beispielsweise den demografischen Wandel und die Dekarbonisierung der Wirtschaft, bei der Bewertung ihrer zukünftigen Geschäfte. Die Sorgen um die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland zeigt sich hierbei deutlich“, sagt Hagen Goldbeck.
27.06.2023: IHK SH fordert Klimaneutralität und Bürokratieabbau
Schleswig-Holstein soll das erste klimaneutrale Industrieland werden. Der Weg dorthin stand im Mittelpunkt des Jahresempfangs der IHK zu Lübeck. „Im Hansebelt gibt es eine leistungsfähige Industrie mit vielen Weltmarktführern und Hidden Champions. Die Unternehmen sehen in der Klimaneutralität große Chancen für eigene Innovationen, neue Geschäftsmodelle und vielleicht Qualitätssiegel, die das bewährte ‚Made in Germany‘ nachhaltig ergänzen“, sagte IHK-Präses Hagen Goldbeck. Entscheidend sei es aber, dass die Wirtschaft Freiheiten und Gestaltungsspielräume zurück erhalte, ergänzte der Präses in der Musik- und Kongresshalle Lübeck vor rund 800 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und öffentlichem Leben. Unter den Gästen waren Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, Energiewendeminister Tobias Goldschmidt, Digitalisierungsminister Dirk Schrödter sowie Staatssekretärinnen und Staatssekretäre, Mitglieder des Deutschen Bundestages und des Schleswig-Holsteinischen Landtags.
Ministerpräsident Daniel Günther präzisierte die Pläne der von ihm geführten Regierung und warb für einen engen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft. Mit innovativer und nachhaltiger Wirtschaftspolitik wolle Schleswig-Holstein erstes klimaneutrales Industrieland in Deutschland werden. „Schleswig-Holstein wird seine Rolle als Energieerzeuger und als Exporteur von sauberer Energie in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Dazu gehören schnellere Genehmigungen, neue Flächen für Windräder, mehr Photovoltaik und ein Update unserer erfolgreichen Wasserstoffstrategie. Die Energiewende ist für Schleswig-Holstein eine historische Chance, die wir gemeinsam nutzen werden. Sie hat ein riesiges Potenzial für wirtschaftliche Entwicklungen, Wertschöpfung und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze“, sagte Günther.
„Es ist gut, dass sich Schleswig-Holstein auf den Weg Richtung Klimaneutralität macht und sich Herr Günther zur Industrie bekennt“, betonte Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der als Ehrengast an der Veranstaltung teilnahm. „Der Ansatz der Regierung ist ambitioniert, aber die Wirtschaft braucht einen verbindlichen Fahrplan. Letzten Endes gelingt die Transformation nur mit klaren Preissignalen und einem klaren ordnungspolitischen Rahmen.“ Das regulatorische Klein-Klein ersticke Kreativität. „Und Kreativität ist doch das, was uns Unternehmer auszeichnet“, sagte Adrian.
Entscheidend an den Zielen des Landes sei das eindeutige Bekenntnis zum Industriestandort Schleswig-Holstein. In einer vom Fernsehjournalisten Christopher Scheffelmeier moderierten Diskussion sagte Dr. Astrid Bednarski, Vorstandsvorsitzende der Unternehmensinitiative Hansebelt e.V.: „Dem Bekenntnis der Landesregierung zur Industrie muss auch wirklich ein Sinneswandel in der Politik folgen: Die Zeit der rauchenden Schlote ist längst vorbei, und ohne Industrie wird es keine Technologie für die Bekämpfung des Klimawandels geben. Schleswig-Holstein und der Hansebelt im Besonderen sind prädestiniert dafür, Deutschlands grüne Vorzeige-Region zu werden.
Und gerade deshalb sei es wichtig, den Unternehmen Freiheiten zur Entfaltung zu geben. „Es ist aber leider so, dass es für die Wirtschaft in Deutschland und in Europa immer schwieriger wird, das zu tun, wofür sie da ist. Sie muss immer wieder auf den Aufbau von Bürokratie reagieren und in die Erfüllung der Auflagen investieren“, sagte Präses Goldbeck. Ein aktuelles Beispiel sei die Absicht der Landesregierung, einen Nationalpark Ostsee einzurichten. „Die Wirtschaft unterstützt den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Aber über die Sinnhaftigkeit dieser neuen Idee müssen wir reden, wir erwarten eine ergebnisoffene Diskussion.“
Peter Adrian ergänzte: „Die Wirtschaft braucht keine Verbote: Klimawende, Mobilitätswende und andere Vorhaben werden nur gelingen, wenn die Politik die Menschen mitnimmt und Anreize schafft“, betonte der DIHK-Präsident. „Verbote führen dazu, dass sich Unternehmen einen besseren Standort suchen, im Zweifel im Ausland. Eine Verlagerung von Produktion durch Abwanderung müssen wir verhindern.“
Passende Rahmenbedingungen für den Standort forderte auch Präses Goldbeck: „Wir Nordlichter wollen und werden uns nicht abhängen lassen. Ich appelliere daher noch einmal an den Bund, endlich zu erkennen, dass die Welt nicht an der Elbe aufhört.“ Mit dem Bau des Fehmarnbelt-Tunnels steige der Hansebelt in eine internationale Liga auf. „Gemeinsam mit unseren skandinavischen Partnern bauen wir eine neue Megaregion auf, die das Beste aus unseren Ländern vereinigt und international sichtbar ist.“
Um zudem mehr junge Menschen zu motivieren, eine Ausbildung in einem Unternehmen zu absolvieren, „brauchen wir einen Mentalitätswechsel bei den Berufsabschlüssen. Die Vielfalt macht den Wirtschaftsstandort Deutschland so erfolgreich“, so Goldbeck. Er forderte daher die Gleichwertigkeit von beruflichen sowie akademischen Kompetenzen und Abschlüssen.
26.06.2023: Nationalpark Ostsee: Wirtschaft zeigt sich besorgt
Zu den Plänen der Landesregierung, einen Nationalpark Ostsee einzurichten, haben die drei Industrie- und Handelskammern in Schleswig-Holstein unter ihren Mitgliedsunternehmen ein Stimmungsbild eingeholt. Die Blitzumfrage offenbart die Bedenken und Sorgen der gewerblichen Wirtschaft in den Ostsee-Anrainerkommunen, die sich ganz überwiegend kritisch zu dem Vorhaben äußern.
Die befragten Unternehmen befürchten vor allem negative Auswirkungen für ihren Geschäftsbetrieb durch Betretungsverbote von Stränden, Befahrungsverbote für die Freizeitschifffahrt und Einschränkungen beim Wasser- und Angelsport: Viele der aktuell zulässigen Nutzungen könnten mit der Einrichtung eines Nationalparks künftig verboten werden und stünden unter einem Genehmigungsvorbehalt. Dies hätte Umsatzausfälle zur Folge, die sich für betroffene Betriebe existenzbedrohend auswirken könnten. Diese Aussagen gelten auch für Betriebe und Geschäftsfelder aus anderen Branchen, die nur mittelbar oder gar nicht mit dem Tourismus zusammenhängen.
Zu den Rückmeldungen der Unternehmen sagt Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein: „Unbestritten sind Natur- und Meeresschutz wichtige Anliegen. Doch bereits heute tragen wir ihnen durch unterschiedlichste Regelungen wie der Wasserrahmenrichtlinie und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie Rechnung.“
Im Interesse der Gewerbetreibenden sei es notwendig, im Konsultationsprozess mögliche zukünftige Einschränkungen für die wirtschaftliche Nutzung der Ostsee in den betroffenen Regionen transparent darzulegen und auch Alternativen bis hin zum Verzicht auf die Einrichtung eines Nationalparks zu diskutieren, betont Ipsen. Die Landesregierung sollte zudem die Ziele im Natur- und Gewässerschutz, die sie durch die Einrichtung eines Nationalparks erreichen will, konkretisieren und so eine fachlich-sachliche Diskussionsgrundlage zur Notwendigkeit eines Nationalparks schaffen. „Es war richtig, dass sich die schwarz-grüne Koalition auf einen ergebnisoffenen Prozess verständigt hat. Die Nicht-Einrichtung eines Nationalparks Ostsee muss bis zum Ende des Argumentationsaustauschs ebenso eine Option sein wie die Einrichtung einer derart weitreichenden Schutzzone.“
Die IHK Schleswig-Holstein beteiligt sich aktiv am Konsultationsprozess und wird die Positionen der regionalen Wirtschaft konkret einbringen.
Juni 2023: Leichte Zuversicht in der maritimen Branche
Die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland legen im Frühjahr 2023 im Vergleich zum Herbst 2022 vor allem im Schiffbau deutlich zu. Dies ist das Ergebnis der aktuellen IHK Nord-Branchenumfrage. Beim Geschäftsklimaindex kann die Schifffahrt zwar einen Zuwachs verzeichnen, wie bei der Hafenwirtschaft verharrt dieser aber weiter auf relativ niedrigem Niveau. Sorge bereiten den Unternehmen die Entwicklungen der Energiepreise, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Fachkräftemangel.
Am deutlichsten zulegen konnte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Plus von über 72 Punkten. Dabei schätzen 61 Prozent der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage günstiger, 32 Prozent gleichbleibend und nur rund sieben Prozent ungünstiger ein. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften (93 Prozent), die Entwicklung der Arbeitskosten (82 Prozent) sowie die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68 Prozent) und Energie- und Rohstoffpreise (58 Prozent).
In der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten etwas aufgehellt. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Plus von mehr als 15 Punkten, bleibt aber bei niedrigen 71 Punkten. Rund 37 Prozent der befragten Reeder sehen die Entwicklung der Geschäftslage als gleichbleibend an. „Allerdings sind bei knapp 64 Prozent die Geschäftserwartungen nach wie vor rückläufig. Zudem sehen die Reeder Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung. So sorgen sich neun von zehn Unternehmen um die Entwicklung der Energiepreise, 58 Prozent sehen Risiken bei der Auslandsnachfrage“, erklärt Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord. Der Report zeigt weiter, dass 47 Prozent der befragen Reeder Risiken in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen und 41 Prozent Schwierigkeiten haben, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden.
Bei der Hafenwirtschaft verharrt der Geschäftsklimaindex auf niedrigem Niveau. Auch hier schätzen mehr als zwei von drei Betrieben ihre aktuelle Geschäftslage als günstiger oder zumindest gleichbleibend ein. Über 59 Prozent der Unternehmen sehen jedoch Risiken mit Blick auf die Energie- und Rohstoffpreise. Gute 60 Prozent klagen über den Fachkräftemangel und gestiegene Arbeitskosten. Rund 55 Prozent sind unzufrieden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
„Endlich nimmt der Bund mit der Nationalen Hafenstrategie die Häfen in den Blick. Dabei müssen die Weichen zukunftsfähig gestellt werden, ansonsten drohen die deutschen Häfen im europäischen Wettbewerb abgehängt zu werden. Die Konsequenzen der Energiewende sollten jetzt mitgedacht und damit die Hafenlastenzahlungen durch den Bund dauerhaft und vor allem substanziell erhöht werden. Zu guter Letzt ist für Ausbau und Unterhalt einer verlässlichen Hinterlandanbindung der Häfen zu sorgen und das insbesondere auf der Schiene“, ergänzte der IHK Nord-Vorsitzende.
1. Quartal 2023: Wirtschaft in SH weiter auf Erholungskurs
Im ersten Quartal 2023 verbessert sich die Stimmung unter den Unternehmen in Schleswig-Holstein weiter. Der Konjunkturklimaindex steigt von 86,6 auf 96,7 Punkte und nähert sich dem langjährigen Durchschnittswert von 109,2 Punkten an. Die Geschäftserwartungen fallen zwar nach wie vor verhalten aus, sind aber lange nicht mehr so pessimistisch wie in den letzten beiden Quartalen. Erstmalig fließen auch die Einschätzungen des Gastgewerbes in den vierteljährlichen Konjunkturbericht ein, die bisher in zwei jährlichen Umfragen der IHK gesondert erhoben wurden.
Die aktuelle Geschäftslage bleibt im ersten Quartal 2023 ungefähr auf dem Niveau des Vorquartals. Eine deutliche Verbesserung zeigt sich bei den Geschäftserwartungen: Der Anteil der Unternehmen, die eine ungünstigere Lage erwarten, nimmt mit 28 Prozent gegenüber dem Vorquartal (44 Prozent) signifikant ab. „Die Situation auf den Energiemärkten hat sich deutlich entschärft, sodass die Betriebe wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Besonders der Dienstleistungssektor entwickelt sich positiv, wohingegen die Lage im Einzelhandel und in der Verkehrsbranche immer noch angespannt ist.“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
Als langfristig stabil erweisen sich die Beschäftigungsabsichten. Die Unternehmen halten aufgrund der seit Jahren angespannten Arbeitskräfteknappheit an ihrem Personal fest. In diesem Quartal rechnen knapp 69 Prozent mit gleichbleibenden Beschäftigungszahlen. Rückläufige Zahlen erwarten etwa 17 Prozent der Betriebe; 15 Prozent planen eine Ausweitung der Beschäftigung. Etwas volatiler sind die Investitionsabsichten. Die Unternehmen nutzen hierbei die Möglichkeit, flexibler auf konjunkturelle Gegebenheiten zu reagieren.
Nachdem im gesamten Jahr 2022 steigende Energie- und Rohstoffpreise die bestimmenden Risikofaktoren waren, werden diese im ersten Quartal 2023 als weniger geschäftsgefährdend bewertet. Für 64 Prozent stellen sie jedoch nach wie vor ein unternehmerisches Risiko dar. „Allerdings sehen wir jetzt, dass sich mit der Zinswende die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen verschlechtern. In den letzten sechs Jahren hatten kaum mehr als zehn Prozent die Finanzierung als Geschäftsrisiko eingeschätzt; inzwischen ist es ein Fünftel der Betriebe“, so Hagen Goldbeck.
1. Quartal 2023: Stabile Noten für den Standort Schleswig-Holstein
In einer repräsentativen Umfrage haben die drei Industrie- und Handelskammern in Schleswig-Holstein zum sechsten Mal Unternehmen zu ihrer Standorteinschätzung befragt. Beteiligt haben sich rund 1.700 Betriebe, die den Standort mit 2,26 benoten – eine leichte Verbesserung gegenüber der Note 2,29 nach der letzten Befragung im Jahr 2019.
Knapp 68 Prozent der Unternehmen gaben dem Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein eine „gute“ oder „sehr gute“ Gesamtbewertung; über 90 Prozent wollen mit ihrem Firmensitz am Standort oder in der Region bleiben. Eine gestiegene Standortqualität in den letzten vier (nach 2019) Jahren nehmen zwölf Prozent der Unternehmen wahr; 70 Prozent sehen keine Veränderungen und 18 Prozent eine Verschlechterung.
Neben den allgemeinen Antworten zum Standort haben die Betriebe angegeben, welchen Stellenwert sie insgesamt 46 Faktoren in den Kategorien Standortkosten, Infrastruktur, Arbeitsmarkt und Qualifizierungsangebot, Marktnähe, Netzwerke und Innovation, wirtschaftspolitisches Klima und Lebensqualität beimessen und wie zufrieden oder unzufrieden sie mit den einzelnen Kriterien sind.
Von vorrangiger Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein sind der Umfrage zufolge die Breitband- und Telekommunikationsinfrastruktur, der Abbau von Verwaltungsauflagen, die Energieversorgungssicherheit und die Straßeninfrastruktur. Dringender Handlungsbedarf ergibt sich bei den Faktoren, die für die Unternehmen eine hohe Relevanz haben, mit denen sie gleichzeitig aber sehr unzufrieden sind: Dies betrifft den Bürokratieabbau, die Dauer von Genehmigungsverfahren und die Strompreise. Hohe Zufriedenheitswerte erzielen die Erreichbarkeit von Kunden- und Absatzmärkten bzw. Zulieferern und Kooperationspartnern und die Straßenanbindung.
Die Ergebnisse wurden heute (4. Mai 2023) im Rahmen eines Pressegesprächs bei der Vishay Siliconix Itzehoe GmbH vorgestellt. Geschäftsführer Leif Henningsen beurteilt den Standort aus Sicht des Unternehmens: „Wir haben seit einem Vierteljahrhundert eine Expertise und ein Netzwerk an Zulieferern und Partnern am Standort aufgebaut, das unbezahlbar ist. Jetzt geht es darum, weitere Arbeits- und Fachkräfte in die Region zu holen und ihnen die Infrastruktur zu bieten, die es braucht, um sie zu halten. Die Voraussetzungen sind gut – aber die Anstrengungen, insbesondere auf dem Wohnungsmarkt, sind ausbaufähig.“
„Das insgesamt positive Feedback der Unternehmen ist – offenbar gegen den Bundestrend – ein starkes Bekenntnis für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein und zugleich ein Auftrag an die Landesregierung“, so das Fazit von Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein: „Weiterhin besteht großer Handlungsbedarf. Um das erklärte politische Ziel, Schleswig-Holstein zum ersten klimaneutralen Industrieland zu machen, erreichen zu können, ist noch einiges zu tun. Faktoren wie beispielsweise die Straßeninfrastruktur, die unseren Unternehmen besonders wichtig sind, müssen nach dem Motto ‚Stärken stärken‘ mit Priorität vorangetrieben werden.“
4. Quartal 2022: Die Stimmung in SH hat sich aufgehellt
So steigt der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein von 67,1 auf 86,6 Punkte. Allerdings liegt der Wert damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 109,3 Punkten. „Wahrscheinlich wird der wirtschaftliche Einbruch nicht so stark ausfallen, wie noch Mitte des Jahres 2022 befürchtet. Wir werden für das kommende Jahr das wirtschaftliche Niveau halten können. Allerdings haben wir es weiterhin mit einem sehr risikobehafteten Umfeld zu tun und die Stimmung ist von großer Unsicherheit geprägt“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
Vor allem die pessimistischen Zukunftsaussichten belasten den Klimaindex
Dabei bremsen die hohen Energie- und Rohstoffkosten die wirtschaftliche Tätigkeit noch immer. Auf einem hohen Niveau verharren die Produktionskosten. Doch erfreulicherweise zeichnet sich zum Jahresende eine Verbesserung sowohl in der aktuellen Lage als auch in den Geschäftserwartungen der Betriebe ab. „Das Ausbleiben der Gasmangellage, die Konkretisierung der Hilfsmaßnahmen und die zuletzt rückläufigen Energiepreise sorgen dafür, dass der Anteil der Befragten, die sich von der Energiekrise bedroht sehen, gegenüber dem Höchststand im dritten Quartal 2022 gefallen ist. Drei Viertel der Unternehmen sehen in hohen Energie- und Rohstoffpreisen jedoch weiterhin ein Geschäftsrisiko“, sagt Goldbeck.
Neben der Energiepreissituation bleibt der Fachkräftemangel ein entscheidender Risikofaktor
Mehr als 60 Prozent der Befragten betrachten den Mangel an Fach- und Arbeitskräften mit großer Sorge. „Das drängende Problem der Fachkräftesicherung wird uns noch lange begleiten und sich sehr wahrscheinlich noch verschärfen. Wir befinden uns erst am Anfang dieser Krise, die auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, für die Wirtschaft zugleich das größte Hemmnis und Produktivitätsrisiko darstellen wird. Es ist wichtig, dass wir dieses Problem auch im Lichte der aktuellen Krisen nicht aus dem Auge verlieren“, so Goldbeck.
Branchenübergreifend hat sich die aktuelle Geschäftslage verbessert
In fast allen Branchen liegt der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen im positiven Bereich. Lediglich im Verkehrsgewerbe und im Einzelhandel überwiegen die negativen Bewertungen. Goldbeck: „Die Einzelhändler stehen unter Druck, denn sie haben es mit hohen Preisen und einer schwachen Konsumneigung zu tun. Zwar hat sich die Konsumlaune leicht verbessert, dieser Anstieg fällt allerdings eher gering aus und sinkende Realeinkommen lassen die Kauflaune auf niedrigem Niveau verharren.“ Auch im Verkehrsgewerbe bleiben die Geschäftslage und die Erwartungen angespannt. Seit mehreren Quartalen ist die Branche von hohen Kraftstoffkosten betroffen und kann diese nur schwer weitergeben.
Goldbeck abschließend: „Es scheint, als wäre die Wirtschaft erneut mit einem blauen Auge davongekommen. Doch die seit drei Jahren andauernden multiplen Herausforderungen haben unsere Unternehmen stark belastet und Eigenkapital abgeschmolzen, was die Investitionsabsichten dämpft. Der Blick in die Zukunft fällt verhalten aus, denn wir wissen, dass wir noch vor großen Herausforderungen stehen, für die es Kraft braucht.“
Für die Konjunkturumfrage im vierten Quartal 2022 wurden rund 2.600 Unternehmen in den Bezirken der Industrie- und Handelskammern zu Flensburg, Kiel und Lübeck angeschrieben. Davon haben sich 879 an der Umfrage beteiligt und ihre Einschätzungen abgegeben. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 34 Prozent.
Text: IHK / Redaktion