Nach dem historischen Einbruch des Geschäftsklimas im Frühjahr aufgrund der Corona-Krise hat sich die Lage der Unternehmen in Schleswig-Holstein etwas entspannt
Im zweiten Quartal kletterte der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein von 60,0 auf 84,4 Punkte. Die Verbesserung resultiert dabei aus den positiveren Einschätzungen der zukünftigen Geschäftslage. Damit zeigen die politischen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft erste Wirkung. Auch die gelockerten Auflagen dürften ihren Teil zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Dennoch ist die Krise noch nicht überstanden; der Klimaindex liegt weiterhin weit unter seinem langjährigen Durchschnitt von 111,1.
Aktuelle Geschäftslage unverändert
Die aktuelle Geschäftslage schätzen zwei Drittel der Unternehmen als gut oder befriedigend ein, rund 32 % der Befragten jedoch als schlecht. Dies entspricht in etwa den Einschätzungen aus dem Vorquartal.
Erwartungen der Firmen verbessern sich
Stark verbessert haben sich allerdings die Erwartungen der Unternehmen: Während im ersten Quartal noch mehr als zwei Drittel eine Verschlechterung befürchteten, sind es jetzt noch 38 %. Inzwischen rechnet eine deutliche Mehrheit mit einer gleichbleibenden (44,5 %) oder sogar günstigeren (17,5 %) Geschäftslage. Ähnlich positiv haben sich die Exporterwartungen entwickelt. Im zweiten Quartal gingen 40,3 % von sinkenden Exporten aus, im ersten Quartal lag dieser Anteil noch bei 57,5 %. Von den Vorjahreswerten sind die Unternehmenserwartungen allerdings nach wie vor noch weit entfernt. „Unsere Unternehmen haben weiterhin mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen. Mit Erleichterung können wir jedoch feststellen, dass sie wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft blicken als noch im letzten Quartal“, fasst Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein, das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen.
Der Konjunkturklimaindex hat sich in allen Branchen verbessert
„Vor allem die Lage im Handel und im Verkehrsgewerbe sieht nicht mehr ganz so düster aus“, sagt Kühn. In der Industrie hingegen drückt nun ein deutlicher Auftragsrückgang die Stimmung. Nach 49 % im ersten Quartal verzeichnen jetzt 62 % der Industrieunternehmen Auftragsrückgänge. Die aktuelle Lage in der Dienstleistungsbranche verändert sich kaum, erfreulich ist allerdings auch hier ein deutlich optimistischerer Blick in die Zukunft: Mittlerweile rechnet ein Fünftel wieder mit einer Verbesserung; zuletzt waren es lediglich 9 %. Als weiterhin stabil erweist sich die Baubranche.
Beschäftigungsniveau wird weiter sinken
„Dass die Krise noch nicht überwunden ist, zeigt sich an den Unternehmensplänen. Sie bleiben trotz leichter Verbesserungen weiterhin verhalten“, so Kühn. Fast jedes vierte Unternehmen stellt fallende Beschäftigungszahlen in Aussicht. Immerhin planen zwei Drittel der Befragten, ihr derzeitiges Beschäftigungsniveau beizubehalten.
Investitionserwartung positiver als bisher
Bei den Investitionsplänen zeichnet sich ein erfreulicher Richtungswechsel ab. Während sich im Frühjahr die Mehrheit der Unternehmen noch für einen Rückgang aussprach, rechnen nun gut 60 % damit, ihr Investitionsniveau mindestens konstant zu halten. Fast 17 % wollen im kommenden Geschäftsjahr sogar mehr investieren. Allerdings hat die Investitionsbereitschaft noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht, denn im Vorjahresquartal plante noch jedes vierte Unternehmen, seine Ausgaben in diesem Bereich zu erhöhen.
Die Corona-Krise bestimmt auch weiterhin die Risikoeinschätzung der Unternehmer
Das größte Risiko bildet nach wie vor die Inlandsnachfrage (64 %), gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (54 %). Entgegen der Vorkrisentrends werden Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffpreise sowie Arbeitskosten auch aktuell verhältnismäßig niedrig eingeschätzt. Eine Ausnahme bildet das Produzierende Gewerbe. Hier sehen vier von zehn Unternehmen sowohl in den Energie- und Rohstoffpreisen als auch in der Auslandsnachfrage einen Risikofaktor – etwa doppelt so viele wie in anderen Branchen. Kühn: „Die Auswirkungen der Corona-Krise werden das konjunkturelle Klima auch in den kommenden Monaten beeinflussen. Für uns bedeutet dies: Die Lage ist weiterhin ernst, aber wir sehen auch das Licht am Ende des Tunnels.“
Text: IHK Schleswig-Holstein / Redaktion, Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn