Die Mitglieder der Ausbildungskonferenz (Agentur für Arbeit)

Die Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses* der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg haben sich jetzt in der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe getroffen und das Ausbildungsjahr 2021 / 2022 bilanziert.

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Sie appellieren an die Jugendlichen: „Schaut auf das breite und attraktive Ausbildungsangebot in unserer Region! Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle sind besser denn je. Das gilt auch für das kommende Jahr.“ Auch wenn das Ausbildungsjahr 2022 längst begonnen hat, besteht die Chance, auch jetzt noch eine Lehrstelle zu bekommen. Die Unternehmen in beiden Kreisen spüren den Bewerbermarkt: Zunehmend mehr Ausbildungsplätze bleiben zum Ausbildungsstart ohne Azubi.

Interesse der Unternehmen an Azubis ist weiter groß

Zwei zurückliegende Jahre der Corona-Pandemie mit zeitweise starken Beschränkungen haben die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen nicht gebremst. Ganz im Gegenteil blieb die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen in dieser Zeit in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg konstant und stieg im vergangenen Jahr mit über 2.700 sogar auf einen Höchstwert an.

Spürbar, und das auch noch bis in das aktuelle Ausbildungsjahr hinein, sind die Auswirkungen hingegen bei den Jugendlichen. „Die zwei Jahre Pandemie mit eingeschränkten bis hin zu fehlenden Präsenz-Angeboten zur beruflichen Orientierung und Berufsberatung sind noch nicht wieder aufgeholt. Auch wenn mittlerweile wieder alle Angebote in den Schulen präsent sind und auch Messen stattfinden, finden die Jugendlichen noch nicht wieder in die Ausbildungsbetriebe“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. „Es ist bedauerlich, nochmals einen Rückgang zu verzeichnen. Auszubildende werden in beiden Kreisen weiterhin händeringend gesucht.“

Weniger jugendliche Bewerber um Ausbildungsplätze

Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber ging im Ausbildungsjahr 2021 / 2022 weiter zurück. Im Kreis Stormarn interessierten sich 721 Jugendliche für einen Einstieg in eine duale Ausbildung. Das waren 161 oder 18,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag ihre Zahl noch regelmäßig über 1.000. Die gleiche Entwicklung findet sich im Kreis Herzogtum Lauenburg.

„In der Pandemiezeit mag auch die Unsicherheit, wie sich einzelne Branchen entwickeln, eine Rolle gespielt haben. Hier hat sich ein Trend verstärkt, Ausbildungswege jenseits der dualen Ausbildung wie ein Studium einzuschlagen oder den Schulbesuch zu verlängern. Mein Appell an die Jugendlichen: Schaut Euch die vielen regionalen Ausbildungsangebote an und nutzt die Unterstützung unserer Expertinnen und Experten aus der Berufsberatung“, appelliert Wieczorek und empfiehlt: „Die Unternehmen sollten nochmals aktiv werden und zum Beispiel wieder in großem Umfang Praktika für Schülerinnen und Schüler anbieten.“

Weniger ausbildungssuchende Jugendliche haben sich natürlich bei den Unternehmen bemerkbar gemacht. Bei ihnen gingen weniger Bewerbungen ein und zunehmend mehr Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden. Insgesamt waren im Kreis Stormarn 1.595 Ausbildungsstellen bei der Oldesloer Agentur für Arbeit gemeldet worden, 73 oder 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon blieben bis Ende September 258 unbesetzt, 53 oder 25,9 Prozent mehr als im September 2021.

Auch in den Stormarner Ausbildungsbetrieben des Handwerks sind weniger Jugendliche angekommen, berichtet Nadine Grün aus dem Team Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck. „Wir haben im Kreis Stormarn bis Ende Oktober mit 413 eingetragenen Ausbildungsverträgen 40 weniger als im Vorjahr gezählt. Das ist ein Rückgang von 8,8 Prozent. Dabei suchen die Handwerksbetriebe händeringend Nachwuchs. Für jeden Ausbildungssuchenden finden sich im Handwerk noch Einstiegsmöglichkeiten.“

Weniger Ausbildungsverträge gingen auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ein. „Bis Ende Oktober 2022 wurden bei der IHK zu Lübeck insgesamt 3.375 neue Ausbildungsverträge erfasst. Daraus ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein nochmaliges Minus um fünf Prozent. Für den Kreis Stormarn sind mit 690 Ausbildungsverträgen 66 weniger als im Vorjahr registriert. Dies entspricht einem Minus von neun Prozent.

Wegen Corona-Einschränkungen zu wenig Hilfen bei der Berufsorientierung

Der Trend zurückgehender Schülerzahlen setzt sich an den beiden berufsbildenden Schulen in Bad Oldesloe und Ahrensburg sowie am regionalen Berufsbildungszentrum (BBZ) in Mölln fort. „Dies ist gerade in Hinblick auf den immensen Fachkräftemangel mehr als problematisch“, weiß Johannes Kahlke, Schulleiter der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Ahrensburg. Einen Grund sehen die drei Schulen nach wie vor in die durch Corona-Pandemie zu kurz gekommene Berufsorientierung bei den Schulabgängern und -abgängerinnen in diesem Sommer.

Auf dem Foto: Joachim Sauer (Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe), Ulrich Keller (Schulleiter Berufsbildungszentrum Mölln), Kathleen Wieczorek (Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe), Kai Aagardt (Schulleiter Berufliche Schule Bad Oldesloe), Nadine Grün (Handwerkskammer Lübeck), Johannes Kahlke (Schulleiter Berufliche Schule Ahrensburg), Dr. Nina Regenberg (Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe) und Dr. Ulrich Hoffmeister (IHK zu Lübeck – Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung)

Text, Foto: Agentur für Arbeit / Redaktion

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