Jan Philipp Albrecht (Foto: Frank Peter)

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Gesellschaft vor enorme Herausforderungen gestellt. Und das betrifft selbstverständlich auch die Arbeitsweise und Arbeitsfähigkeit des Landes und seiner Institutionen. Rede von Digitalisierungsminister Jan Philipp Albrecht heute im Landtag:

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Waren das Arbeiten im Homeoffice, Besprechungen per Videokonferenz oder auch Lernen auf Distanz eher die Ausnahme, hat die Pandemie unsere IT-Systeme praktisch über Nacht vor besondere Leistungsanforderungen gestellt.

Und mit Sicherheit: Dabei hat es immer wieder, auch mal ordentlich, geruckelt. Aber anders als viele andere Länder konnten wir schon frühzeitig vielen Bediensteten die mobile Arbeit ermöglichen und Videokonferenzlösungen anbieten. Das liegt vor allem daran, dass wir bereits vor der Pandemie in hohem Maße in unsere IT-Systeme investiert haben. Bei der Umsetzung der e-Akte zum Beispiel oder auch beim Anschluss von Glasfaser in Behörden und Schulen sind wir beherzt vorgegangen und haben im Pandemie-Jahr davon enorm profitiert. Und auch bei der Hardware konnten wir über Dataport tausende Geräte für Land und Kommunen binnen kürzester Zeit trotz Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern beschaffen.
Meine Damen und Herren,

Als Digitalisierungsminister liegt meine Hauptverantwortung in der Bereitstellung hochverfügbarer, sicherer und universal nutzbarer IT-Infrastrukturen. Wo immer es sinnvoll und möglich ist, sorgen wir für einheitliche IT-Systeme und Servicestrukturen, die allen direkt zur Verfügung gestellt werden. Damit schaffen wir die wesentliche Voraussetzung dafür, die IT-Leistungen „hochzuskalieren“ und entlasten die Fachressorts und ihre nachgelagerten Bereiche von technischen und infrastrukturellen Fragen. So sorgen wir dafür, dass sich alle Bediensteten auf ihre fachlichen Aufgaben konzentrieren können.
Ich möchte Ihnen die Leistungsfähigkeit unserer Systeme an Hand einiger weniger Daten darlegen:

Waren vor der Pandemie im Schnitt bis zu 1.000 mobile IT-Arbeitsplätze gleichzeitig im Landesnetz eingewählt, stieg der Bedarf seither schlagartig auf bis zu 8.000 zeitgleiche Einwahlen an. Innerhalb weniger Tage haben wir mit unserem Dienstleister Dataport die notwendige Verachtfachung der Landesnetz-Leistung umgesetzt. Dafür haben wir in kürzester Zeit unsere Serverleistung verdoppelt.

Ähnliches gilt für Videokonferenzsysteme: Um dem Bedarf bereits zu Beginn der Pandemie unmittelbar entsprechen zu können, haben wir das geplante Videokonferenztool aus dem so genannten Projekt Phoenix kurzfristig um ein halbes Jahr vorgezogen. Seither steht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesverwaltung und auch den Schulen das Produkt „dOnlineZusammenarbeit“ zur Verfügung und wurde stetig ausgebaut. War die Leistung ab Mitte März letzten Jahres noch auf mindestens 30.000 gleichzeitige Nutzer*innen ausgelegt, können wir heute auf zwei voneinander unabhängigen Server- Plattformen insgesamt bis zu 120.000 Teilnehmer*innen die gleichzeitige Nutzung unseres Videokonferenzsystems erlauben.

Damit sind wir bundesweit vorne und managen derzeit tausende Konferenzen, die in immer größerem Maße fehlerfrei ablaufen. Natürlich hakt es an einigen Stellen noch immer und gerade die schlechte Internetverbindung bei den Menschen zu Hause macht uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Ich kann es gut verstehen, dass so mancher Technik und Systemversagen verzweifelt. Ich kann aber genauso sagen: Ein stabiles System muss immer weiter verbessert werden und wir kommen – insbesondere bei der Unterstützung des Bildungsministeriums – jedem Hinweis unmittelbar nach. Viele Bundesländer nehmen sich unsere Systeme zum Vorbild und schlagen denselben Weg ein.
Meine Damen und Herren,

Natürlich braucht es für leistungsfähige Systeme auch gute Internetverbindungen. Im Rahmen des Projekts Landesnetz 2020 erhalten neben nahezu allen Verwaltungsstandorten auch alle Schulen im Auftrag des Digitalisierungsministeriums einen leistungsfähigen, Glasfaser-basierten Landesnetzanschluss. Ich kann Ihnen hiermit mitteilen: Für alle 945 Schulstandorte in Schleswig-Holstein haben wir diesen Anschluss mittlerweile beauftragt. Seit wir 2016 bei Null gestartet sind, haben wir aktuell einen Ausbau von 75 Prozent erreicht und bis Ende dieses Jahres werden es ganze 97 Prozent sein.

In enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium bieten wir einen ganzen Baukasten an Produkten und Dienstleistungen für die Ertüchtigung der Schulen mit LAN- und WLAN-Infrastruktur an. Die Beschaffung dieser Produkte kann seitens der Schulen und Schulträger unter Ausnutzung der finanziellen Möglichkeiten des „Digitalpakts Bildung“ ausschreibungsfrei erfolgen. Damit wir bei den IT-Systemen in Schulen und Behörden vorankommen, braucht es aber auch die Bereitschaft, sich vom Flickenteppich zu verabschieden. Nur gemeinsam kommen wir voran!

Das gilt auch für die Digitalisierung der Kommunikation zwischen Behörden und uns Bürger*innen, deren Bedeutung in der Pandemie ebenfalls besonders sichtbar geworden ist. Gemeinsam mit dem Bund und den anderen Ländern wollen wir dafür sorgen, dass 2021 ein Schlüsseljahr für die Digitalisierung der Verwaltung wird. So wird Schleswig-Holstein Verwaltungsleistungen aus dem Umweltbereich, bei der Digitalisierung der Wohngeldverfahren und im Themenfeld „Engagement und Hobbies“ digitalisieren und als Onlinedienste den anderen Bundesländern zur Verfügung stellen. Im Gegenzug liefern die anderen Ländern uns zu. So wollen wir in Deutschland ganze 6.000 Verwaltungsdienstleistungen bis Ende 2022 komplett digital zur Verfügung stellen.

Es hat sich als richtig und essenziell erwiesen, in dieser Legislatur die Digitalisierung zum Schwerpunkt zu machen. Die Corona-Pandemie zeigt uns auf, wo es weitergehen muss. Wir sollten den aktuellen Schwung in der Digitalisierung nutzen, um gemeinsam für die Zukunft noch besser gerüstet zu sein.

Text: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein / Redaktion, Foto: Frank Peter

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