Bevor Bürgermeister Janhinnerk Voß in der Gemeindevertretersitzung am 10. März 2022 im Waldreitersaal die künftigen Wohnraumpläne für die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge vorstellte, gab der Verwaltungschef einen Bericht über die augenblickliche Situation ab:
- Zum Zeitpunkt der Gemeindevertretersitzung waren ca. 30 Personen aus der Ukraine im Ort und überwiegend in privaten Unterkünften untergebracht. Voß berichtete, dass die ukrainischen Familien, die teilweise über private Initiativen nach Großhansdorf gelangen, unmittelbar mit dem Wunsch um Wohnung am Rathaus stünden. Die Gemeinde bittet darum, dass, wenn Pläne bestehen, auf privatem Wege Ukrainerinnen und Ukrainer aus Polen zu holen, unbedingt im Vorwege eine Info an das Rathaus gehen sollte, wann mit wie vielen Personen zu rechnen ist.
- Enorm sei das Engagement der Großhansdorferinnen und Großhansdorfer. Es liegen der Gemeinde für über 50 mögliche Vertriebene Wohnmöglichkeiten in Einliegerwohnungen, Dachgeschossen, ehemaligen Kinderzimmern und Gästezimmern vor. Damit dürften die Zuzüge der nächsten Tage untergebracht werden können. Problem ist nur, dass viele Wohnungen ohne bisher beabsichtigte zeitliche Begrenzung zur Verfügung gestellt werden, einzelne aber auch für ein „paar Wochen – mal sehen, wie es geht“, aber auch mit der klaren Ansage, den Bettenplatz nur für einzelne Tage zur Verfügung zu stellen. Daraus ergibt sich der dringende Bedarf an öffentlichen Wohnungen, weil völlig unklar ist, wie viele Vertriebene den Weg nach Großhansdorf finden und in welchem Zeitraum dies geschieht. Die Aussagen der Ankommenden reichen von „wir gehen bald zurück, wollen bald zurück“ bis zu „wir wollen einen Asylantrag stellen und für immer bleiben“.
- Der Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde Großhansdorf, Herr Jan Wintjen, organisiert die Unterbringung vor Ort mit dem zuständigen Amtsleiter Herrn Andreas Pump. So laufen Gespräche mit vielen Institutionen und Wohnungsgebern in Großhansdorf, ob vorübergehend oder dauernd Räume zur Verfügung gestellt werden können. Hier ergeht der Appell an die Großhansdorfer Wohnungs- und Hausbesitzer, dass – wenn verlässlich geeignete Räumlichkeiten angeboten werden können – diese unbedingt der Gemeinde zu melden sind. Die Vertriebenen erhalten umgehend nach Eintreffen in Großhansdorf staatliche Leistungen, und auch eine angemessene Miete wird übernommen.
- Großartig ist auch das Engagement einzelner Großhansdorferinnen und des Großhansdorfer Flüchtlingskreises. So haben Einzelne innerhalb von 24 Stunden drei leerstehende Wohnungen der Gemeinde völlig bezugsfertig gemacht, einschließlich Handtüchern, Bettwäsche, Kaffeekochern und allen Gegenständen des täglichen Bedarfs.
- Der Bürgermeister hat alle ukrainischen Staatsangehörigen, die im Ort wohnen, zum Gespräch gebeten, um zu erfahren, ob und welche Nachzüge noch erfolgen und wie konkret Hilfe geleistet werden kann.
- Der Flüchtlingskreis um Frau Iding und Frau Woge reaktivierten gerade wieder Helferinnen und Helfer für die Betreuung der Flüchtlinge.
- Die Gemeinde hat sich entschlossen, keinen Spendenaufruf für allgemeine Kleiderspenden oder Ähnliches zu tätigen und auch keine Sammeltransporter an die polnisch-ukrainische Grenze durchzuführen. Der Landrat des Kreises Stormarn und die Innenministerin des Landes Schleswig-Holstein haben von entsprechenden Transporten abgeraten. Ziel der Verwaltung ist es vielmehr, den in Großhansdorf wohnenden Vertriebenen konkret und bedarfsgerecht zu helfen. Dafür werden entsprechende Netzwerke zurzeit aufgebaut.
- Schulkinder bis 10 Jahre können ab sofort über die DAZ-Klasse an der Grundschule Schmalenbeck und allen anderen Grundschulen unterrichtet werden, Jugendliche von 10-16 Jahren in Ahrensburg und über 16-jährige Schülerinnen und Schüler an der beruflichen Schule Ahrensburg. Auch die Aufnahme in die Kindergärten ist geplant. Hier fehlen allerdings noch landesrechtliche Regelungen.
- Herr Wintjen, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einwohnermeldeamt und im Sozialamt der Gemeinde berichten von Menschen mit vielen Fragen, erschöpft, aber stets freundlich, offen und dankbar.
In der Gemeindevertretung wurde einstimmig beschlossen, dass am Waldreiterweg eine weitere Flüchtlingsunterkunft im Stil der bereits in Großhansdorf stehenden Container-Module gebaut wird.
Diese bietet bis zu 24 Personen Platz. Vorausschauend hat die Leiterin des Haupt- und Ordnungsamtes, Frau Hettwer, bereits im Vorwege eine Baugenehmigung beantragt, so dass unmittelbar mit dem Bau begonnen werden kann. Eine Fertigstellung zum Herbst wird erwartet. Die Kosten hierfür liegen bei rund € 500.000,00.
Die Politiker haben auch beschlossen, leerstehenden Wohnraum in der Straße Kortenkamp wieder zu aktivieren und stellen dafür weitere € 50.000,00 zur Verfügung. Die gemeindlichen Häuser am Kortenkamp sollten eigentlich „leergewohnt“ und abgerissen werden, um die nicht sanierungsfähigen Häuser gegen Neubauten auszuwechseln. Der absolute Wohnungsmangel in Großhansdorf lässt dies jedoch nicht verantwortlich erscheinen. Dort stünden dann weitere sechs bis acht Wohnungen zur Verfügung.
Text: Gemeinde Großhansdorf / Redaktion, Bild: Pietro Ventus