Die Unternehmen in Schleswig-Holstein erwarten harte Zeiten
Die Stimmung der Unternehmen in Schleswig-Holstein hat sich im ersten Quartal 2022 deutlich verschlechtert. Der Konjunkturklimaindex sinkt von 111,5 auf 86,5 Punkte und damit deutlich unter den langjährigen Durchschnitt von 110,8 Punkten.
Verschlechtert hat sich nicht nur die Bewertung der aktuellen Lage. Die Unternehmen blicken vor allem pessimistisch in die Zukunft, hauptsächlich bedingt durch den Krieg in der Ukraine. Stark belastend wirken steigende Energiepreise und der Mangel an Vorprodukten. Von der Angebotsverknappung sind besonders das produzierende Gewerbe und die Verkehrsbranche betroffen. Mit deutlichen Preisanstiegen haben jedoch auch die übrigen Branchen zu kämpfen. „Unsere Unternehmen rechnen mit harten Zeiten. Entsprechend pessimistisch sind die Erwartungen unserer Wirtschaft über alle Branchen hinweg“, fasst Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, das Umfrageergebnis zusammen.
Industrie
Die aktuelle Geschäftslage in der Industrie verschlechtert sich deutlich. Auch die Erwartungen sind von einer sehr großen Unsicherheit geprägt. Lieferengpässe und hohe Energiepreise belasten die Industrieproduktion.
Baubranche
Das Geschäftsklima im Baugewerbe hat sich deutlich eingetrübt. Zurückzuführen ist das vor allem auf die besorgniserregenden Zukunftsaussichten und Auftragsrückgänge. Mit ihrer aktuellen Situation sind die meisten Unternehmen der Baubranche jedoch noch zufrieden.
Handel
Auch im Handel brechen die Geschäftserwartungen massiv ein. Verschlechtert hat sich auch die Bewertung der aktuellen Situation.
Verkehr und Logistik
Die Geschäftslage und die Erwartungen werden dramatisch schlechter bewertet. Die Branche leidet besonders unter den hohen Kosten und kann diese oft nicht weitergeben.
Dienstleistungen
Aktuell bleibt die Lage bei den Dienstleistern stabil; auch hier trüben sich aber die Geschäftsaussichten ein.
Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen gehen leicht zurück
17 Prozent der Unternehmen wollen mehr Personal einstellen – im Vorquartal waren es 20 Prozent. Dabei stehen die Beschäftigungspläne auf einer soliden Basis, denn der Anteil an Unternehmen, die von einer konstanten Personalstärke ausgehen, liegt über mehrere Quartale hinweg bei über 66 Prozent. Auch die Investitionsabsichten sinken im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal: Mehr investieren wollen nur noch 26 Prozent (Vorquartal: 35 Prozent). Dagegen nimmt der Anteil an Unternehmen, die zukünftig weniger Ausgaben einplanen, von 18 auf knapp 25 Prozent zu. Rund die Hälfte der Unternehmen will ihre Investitionen auf konstantem Niveau halten.
Die Preise steigen momentan in allen Branchen stark an
„Daher haben wir in diesem Quartal unsere Unternehmen zum Thema Preisentwicklungen genauer befragt, um einen besseren Überblick über das inflationäre Geschehen zu bekommen“, so Goldbeck. Neben den deutlich höheren Einkaufspreisen für Energie (80,7 %) müssen die Unternehmen immer höhere Preise für bezogene Waren zahlen (73,8 %). Auch die Arbeitskosten haben sich für die meisten Unternehmen erhöht (60 %).
Ein Blick in die Branchen zeigt, dass das Verkehrsgewerbe besonders stark von den gestiegenen Energiekosten betroffen ist. Doch auch im Baugewerbe und dem Einzelhandel schlagen vor allem die Energiepreise zu Buche. Das verarbeitende Gewerbe und der Großhandel hat es momentan vor allem mit höheren Einkaufspreisen für bezogene Waren zu tun. Die meisten Unternehmen haben bereits ihre Preise infolge der Kostenerhöhungen weitergegeben (38,6 Prozent), besonders der Großhandel (69,6 Prozent). Rund 35 Prozent aller Unternehmen beabsichtigen, ihre Preise noch zu erhöhen. Entsprechende Pläne gibt es vor allem im Baugewerbe (53,3 Prozent) und im Einzelhandel (51,3 Prozent). Einige Branchen haben allerdings auch Schwierigkeiten, die Kostenerhöhungen weiterzugeben. Das gaben 34,7 Prozent der Verkehrsunternehmen und 32,5 Prozent der Dienstleistungsunternehmen an.
„Die krisenhaften Ereignisse setzen auch der Wirtschaft in Schleswig-Holstein massiv zu. Es stehen uns herausfordernde Zeiten bevor“, so Hagen Goldbeck.
Text: IHK / Redaktion, Foto:Felix König