Friederike C. Kühn (Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn)

Die Stimmung der Unternehmen in Schleswig-Holstein hat sich erneut verbessert: Im dritten Quartal stieg der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein von 84,4 auf 98,2 Punkte. Damit liegt er zwar noch immer unter dem langjährigen Durchschnitt von 110,8 Zählern. Allerdings konnte sich die Wirtschaft in Schleswig-Holstein seit dem krisenbedingten Einbruch im ersten Quartal zügig wieder stabilisieren.

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Ein Drittel der Unternehmen schätzt die aktuelle Geschäftslage als gut ein. Nur noch jedes fünfte bewertet sie als schlecht – im Vorquartal traf dies noch auf jeden dritten Betrieb zu. Robust zeigt sich auch die Finanzlage, denn 71 Prozent spüren keine Beeinträchtigung ihrer Liquidität. Von 38 auf 31 Prozent sank der Anteil der Unternehmen, die damit rechnen, dass sich ihre Geschäfte verschlechtern. Desgleichen legten auch die Exporterwartungen zu; knapp 18 Prozent rechnen mit steigenden Ausfuhren (Juni: 14 Prozent).

Betriebe vieler Branchen sind von geschäftlicher Normalität noch weit entfernt – und steigende Infektionszahlen bereiten besonders stark betroffenen Branchen wie dem Reise- und Veranstaltungsgewerbe große Sorgen. Insgesamt setzt sich die erfreuliche Erholung nach dem Corona-Totalabsturz im Frühjahr aber fort“, sagt Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein.

Nach wie vor beeinflusst die Corona-Krise die Risikoeinschätzung. Dabei bildet die Inlandsnachfrage (57 Prozent) weiterhin das größte Geschäftsrisiko, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (52 Prozent). Die Unsicherheit des Fachkräftemangels wird zwar weiterhin niedriger eingeschätzt als vor der Krise, jedoch rückt der Faktor wieder stärker ins Bewusstsein – fast die Hälfte schätzt ihn als Risiko ein (Vorquartal: 40 Prozent). Im produzierenden Gewerbe zeigt sich zudem die Abhängigkeit von internationalen Märkten; die Auslandsnachfrage bewerten 38 Prozent als Risiko.

Für die meisten Unternehmen sind die Auswirkungen der Corona-Krise inzwischen besser einschätzbar; nur neun Prozent stimmen dem nicht zu. Drastische Umsatzausfälle von mehr als 50 Prozent hält im Gegensatz zum ersten Halbjahr kaum noch ein Unternehmen für wahrscheinlich; jedes fünfte rechnet mit einem Umsatzeinbruch von 10 bis 25 Prozent, Umsatzrückgänge um maximal ein Zehntel erwarten 17 Prozent der Befragten. Fast jedes vierte Unternehmen rechnet mit Umsatzsteigerungen. Die große Mehrheit arbeitet zurzeit wieder auf oder sogar über dem Vorkrisenniveau. Bei den übrigen Unternehmen, die das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht haben, gehen die Einschätzungen auseinander. Die meisten rechnen nicht vor dem zweiten Quartal 2021 damit, zur Normalität zurückzukehren.

Große Unsicherheiten für die Zukunft
„Zwar zeigt die schleswig-holsteinische Wirtschaft im dritten Quartal einen deutlichen Trend zur Erholung. Allerdings sehen wir an den jüngsten Entwicklungen in der Corona-Pandemie auch, dass diese Erholung noch sehr fragil ist“, sagt Kühn. Große Risiken bestünden weiterhin – zum Beispiel eine mögliche Welle von Unternehmensinsolvenzen oder Auswirkungen weiterer pandemiebedingter Einschränkungen.

„Unternehmerinnen und Unternehmer in Schleswig-Holstein haben in den vergangenen Monaten kluge Ideen und teilweise ganz neue Geschäftsfelder entwickelt. Sie haben sich mit Flexibilität und Kraft gegen diese Krise gestemmt. Dennoch bleibt abzuwarten, ob der positive Trend im nächsten Quartal und über den Jahreswechsel hinaus anhält“, so das Fazit der IHK-Präsidentin.

Text: IHK Schleswig-Holstein / Redaktion, Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn

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