Jan Philipp Albrecht (Foto: Frank Peter)

Minister Jan Philipp Albrecht: „Nach zwei schwierigen Jahren endlich wieder eine gute Ernte“

Die Witterungsextreme von übernassem Winter zu Vorsommertrockenheit und dem Wechsel kühl-stürmischer Sommerwitterung zu Hitzeperioden waren auch in diesem Jahr wieder ein großes Thema. Im Vergleich zu anderen Bundesländern fielen in Schleswig-Holstein die Niederschläge glücklicherweise immer noch rechtzeitig und der Wasservorrat der Böden aus dem Winter war noch gerade ausreichend, um Versorgungslücken zu überbrücken. Sowohl Gersten-, als auch Weizenerträge und sogar das Sorgenkind der vergangenen Jahre – der Raps – konnten gute Erträge im Schnitt erzielen. Vor allem der Raps sorgte nach vier schwierigen Jahren für eine Überraschung. Am 24. August wurden von der Landwirtschaftskammer, dem Bauernverband und dem Landwirtschaftsministerium die ersten Ergebnisse der diesjährigen Ernte vorgestellt.

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Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht gab der Ernte 2020 die Schulnote „2“ „Nach zwei schwierigen Jahren gibt es endlich wieder eine gute Ernte. Trotz nicht ganz einfacher Bestellbedingungen im Herbst 2019 wurden eine durchschnittliche Getreide- und eine gute Rapsernte erzielt. Die Preise für Getreide liegen leicht über dem Vorjahresniveau, die Rapspreise ziemlich genau auf dem Niveau des Vorjahreszeitpunktes. Das alles sind gute Nachrichten für die Branche. Dennoch bleiben die verschiedenen Wetterextreme eine große Herausforderung für die hiesige Landwirtschaft. Landwirtinnen und Landwirte werden sich weiterhin mit dem Thema Klimawandel und mit dem Auftreten von Wetterextremereignissen auseinandersetzen müssen. Diesmal hat Schleswig-Holstein Glück gehabt, die Niederschläge sind immer noch gerade rechtzeitig gefallen.“ Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, betonte: „Die Ernte 2020 ist gut ausgefallen.

Ökonomische Situation der Ackerbaubetriebe
Finanziell sind die Defizite des vergangenen Jahres noch nicht ausgeglichen. Dennoch helfen die guten Erträge und die höheren Erzeugerpreise beim Weizen. Trocknungskosten fielen allenfalls bei Gerste an.

Erntestatistik der Kulturen
Nach Angaben des Statistikamtes Nord stand Getreide insgesamt in diesem Jahr auf einer Fläche von 279.600 Hektar, das sind rund 6 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Es wird eine Erntemenge von rund 2,3 Mio. Tonnen Getreide (ohne Körnermais) erwartet, 8 Prozent weniger als im Vorjahr, darunter 1,5 Mio. Tonnen Brotgetreide und 0,8 Mio. Tonnen Futtergetreide.

Weniger Winterweizen
Die Winterweizenerträge liegen mit rund 90,8 dt/ha um 2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Erträge sind aber rund 1,6 Prozent niedriger als der langjährige Durchschnitt. Die Anbaufläche ist mit 137.200 Hektar wegen der schlechten Saatbedingungen im Herbst 2019 um fast 20 Prozent kleiner als im Vorjahr. Dennoch ist Winterweizen nach wie vor die wichtigste Marktfrucht im Ackerbau hierzulande. Die Erntemenge fällt mit rund 1,2 Mio. Tonnen rund 18 Prozent niedriger aus als 2019.

Überraschend mehr Raps
Die Rapsernte kommt endlich wieder im Schnitt auf Erträge von 41 dt/ha, das ist deutlich mehr als im Vorjahr (38 dt/ha: 2019). Aufgrund der schlechten vergangenen vier Rapsjahre wird auch der langjährige Ertragsdurchschnitt um rund 9 Prozent überschritten. Viele Erzeuger haben auf die schlechten Rapsergebnisse der Vorjahre reagiert und den Anbau auf mittlerweile rund 67.400 Hektar reduziert.

Die Haferanbaufläche betrug mit 16.200 Hektar mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Wegen der Nässe im Herbst säten Landwirte statt Wintergetreide zum Beispiel Hafer. Der Ertrag dieses Sommergetreides wird auf 62 dt/ha geschätzt (plus 9,7 Prozent gegenüber 2019). Die Hafererntemenge liegt schätzungsweise bei 100.800 Tonnen, das sind 125 Prozent mehr als 2019. Die Nachfrage nach Schälhafer und Hafermilch beflügelt den Markt. Qualitätshafer kostet derzeit 154 bis 169 Euro pro Tonne (Vorjahr 158 Euro pro Tonne).

Es wird nach jetzigem Stand eine gute Maisernte erwartet. Die Fläche beläuft sich auf rund 188.600 Hektar, das ist etwas mehr als im Vorjahr (plus 6,2 Prozent).
Die Frühkartoffelernte ist bereits beendet. Wegen Corona wurden weniger Pommes frites verkauft, was die Preise am Speisekartoffelmarkt etwas drückt.

Die Kartoffelanbaufläche in Schleswig-Holstein liegt 2020 bei rund 6.100 Hektar. Davon sind rund 3.300 Hektar Speisekartoffeln und 2.700 Pflanzkartoffeln. Die Erzeugerpreise für Speisekartoffeln liegen derzeit bei rund –15 bis 22 Euro/dt, das ist etwa halb so viel wie zum Vorjahreszeitpunkt, als die geringe Ernte aus dem Dürresommer 2018 alle war und erst begrenzt Kartoffeln der neuen Ernte zur Verfügung standen.

Die Bedingungen für den Kohlanbau sind vielversprechend. Ernteprognosen liegen noch nicht vor, vorausgesetzt es regnet regelmäßig in Abständen immer wieder. Der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Bonse ist ein zukunftsfähiger Ackerbaubetrieb. Er setzt auf Kooperationen mit einem Nachbarbetrieb.

Wie war das Anbaujahr?
Im Herbst 2019 waren die Bestellbedingungen für Winterweizen zu späten Saatterminen nicht immer gegeben. Die Nässe hielt bis Ende März an. Der Winter blieb aus. Nicht bestellte Flächen wurden mit hohen Anteilen Hafer, Sommergerste, Sommerweizen und Ackerbohnen bestellt. Dafür war ebenfalls nur ein sehr knappes Zeitfenster gegeben. In den Monaten Mai und Juni fiel in Schleswig-Holstein im Landesdurchschnitt jeweils nicht genug Niederschlag, jedoch immer noch rechtzeitig zur Überbrückung der Versorgungslücken. Verhältnismäßig kühle Temperaturen retteten die Ernte, trotz kräftigen Windes, der zudem für Verdunstung sorgte. Seit Mitte Juli herrschen beste Erntebedingungen, Trocknungskosten fielen nahezu nicht an und es sind gute Erträge erzielt worden.

Text: Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, / Redaktion, Foto: Frank Peter

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