Immer wieder sorgen Berichte über Hormone, Schwermetalle oder Rückstände von Medikamenten für Verunsicherung. Anbieter von Filtersystemen vermarkten Aufbereitungsanlagen für den Hausgebrauch, die aus vermeintlich schadstoffbelastetem Wasser angeblich reines Wasser machen sollen. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale sind diese Systeme überflüssig, denn kaum ein Lebensmittel ist so streng kontrolliert wie das Trinkwasser.

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Mehrere tausend Euro kosten Filtersysteme, die auf Verkaufsveranstaltungen und im Internet als Garant für reines und gesundes Trinkwasser angepriesen werden. In Wirklichkeit können solche Anlagen die Qualität des Leitungswassers bei falschem Gebrauch sogar verschlechtern. Das hat auch das Gesundheitsamt Kiel auf Nachfrage bestätigt.

Wasserverschwendung und Keimbelastung
Wasserfilter und Filteranlagen für den Haushalt werden häufig mit weit hergeholten Werbeversprechen angepriesen. Doch die Risiken wiegen schwerer als die möglichen Vorteile. Vorsicht ist vor allem bei Geräten geboten, die ‚Harmonisierung‘, ‚Vitalisierung‘, ‚Levitation‘, ‚Energetisierung‘ oder ‚Transformation‘ des Wassers versprechen. Die Verbesserung der Trinkwasserqualität durch solche Verfahren kann nicht belegt werden. Als Beweis für den angeblichen Erfolg werden oft Gutachten zweifelhafter, pseudowissenschaftlicher Quellen angeführt. Viele Filteranlagen bergen außerdem das Risiko, dass sich bei falschem Gebrauch Keime darin vermehren. Weitere mögliche Nachteile je nach Art der Anlage sind hoher Energie- und Wasserverbrauch oder die Notwendigkeit von teurem Zubehör wie Filterpatronen oder Austauschlösung.

Vermarktung mit fragwürdigen Glaubenssätzen
Ein Beispiel für die Vermarktung von Filtersystemen ist der Verein Wassertankstelle, der in Schleswig-Holstein und Hamburg rund 200 Mitglieder hat. Auf Veranstaltungen und im Internet wirbt der Verein für ‚reines und sauberes‘ Trinkwasser. Zum Teil mit Fakten, zum Teil mit fragwürdigen Glaubenssätzen versuchen Vereinsmitglieder, gesundheitsbewusste Verbraucher*innen von den Vorzügen einer eigenen Wasseraufbereitung zu überzeugen. Dabei schrecken einige nicht vor unbewiesenen Behauptungen zurück: Nur mineralstoffarmes Wasser in ‚ungesättigter‘ Form könne Gifte im Körper binden und ausspülen, wurde auf einer Veranstaltung des Vereins in Kiel erklärt. Für diese These gibt es keine wissenschaftliche Grundlage.

Risiko Unterversorgung und Mineralstoffmangel
Diese Anhänger von Filtersystemen deuten wertvolle Mineralstoffe wie Magnesium oder Calcium zu belastenden Stoffen um. „Solche Behauptungen sind falsch. Die Mineralstoffe aus dem Trinkwasser sind vom Körper gut verwertbar und wichtig für die Gesundheit, da sie bedeutende Funktionen beim Knochenaufbau und im Energiestoffwechsel haben“, erläutert Gudrun Köster, Expertin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale. „Wer dauerhaft nur extra gefiltertes Wasser ohne Mineralstoffe trinkt, riskiert eine Unterversorgung und Mangelerscheinungen.“

Werbeveranstaltungen und Wassertankstellen
Ziel des Vereins ist offenbar die Vermarktung von Filtersystemen einer Firma mit Sitz auf Zypern. Das Unternehmen bietet seine Produkte unter verschiedenen Namen wie ‚Wasserweik Wassersysteme‘ oder ‚truu‘ an. Die Mitglieder organisieren Werbeveranstaltungen und stellen ‚Wassertankstellen‘ zur Verfügung, wo sich interessierte Verbraucher*innen gefiltertes und aufbereitetes Wasser zum Ausprobieren abfüllen lassen können. Die bis zu 4.488 Euro teuren Anlagen für zuhause oder als mobile Version für unterwegs kann man im Internet bestellen.

Leitungswasser ist sauber und sicher
Laut Untersuchungen des Bundesumweltamtes ist das Trinkwasser in Deutschland flächendeckend von sehr guter Qualität. Die Trinkwasserverordnung gibt Qualitätskriterien und Grenzwerte für Leitungswasser vor, die von den Gesundheitsämtern überwacht werden. Bei Berichten über Hormone, Medikamentenrückstände und andere Schadstoffe im Wasser wird häufig nicht zwischen Grundwasser und Trinkwasser unterschieden. Das verunsichert einige Verbraucher*innen.[1] Doch diese Sorgen sind unbegründet, denn möglicherweise belastetes Grund-, Talsperren- oder Flusswasser durchläuft verschiedene Aufbereitungsverfahren im Wasserwerk und wird so zu sauberem und hochwertigem Trinkwasser.

Umfassende Informationen zur Wasseraufbereitung und zur Trinkwasserqualität in Deutschland bietet die Verbraucherzentrale im Internet unter www.verbraucherzentrale.sh.

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