Als „Sonstige Politische Vereinigung“ gründeten sich 1979 die Grünen in Frankfurt. Zu diesem Zeitpunkt wählten die neun Mitgliedsländer der EU zum ersten Mal ein Europaparlament. Auch die Grünen traten in Erscheinung, verpassten zunächst jedoch die Fünfprozenthürde.
„Sie waren kleine Missionare, viele Egozentriker, Spinner und Blödmänner“, zitierte Landrat Henning Görtz einen Zeitungsartikel in seiner Rede zum 40-jährigen Bestehen der Stormarner Grünen. „Gegründet von Menschen mit den unterschiedlichsten Motiven.“
Obwohl Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, krankheitsbedingt absagen musste, ließen sich die Stormarner Grünen ihre Laune nicht verderben. Sie stießen im Großhansdorfer Waldreitersaal auf ihren runden Geburtstag an.
Auch Stefan Kehl kennt die Bilder von strickenden Männern, die viele im Kopf gehabt hätten. Und auch er war zunächst den Sozialliberalen wohlgesonnen, bevor Schmidt auf Atomstrom gesetzt habe. So kam alles anders und Kehl wurde Gründungsmitglieder der Grünen Liste. „Damals sind wir von Haus zu Haus gezogen und haben Unterschriften gesammelt, um zur Wahl zugelassen zu werden.“ Nicht nur bei der Europawahl, auch bei der Landtagswahl hatten die Grünen zunächst Pech. Sie schlitterten mit 4,97 Prozent knapp an der Hürde vorbei und waren erst vier Jahre später im Landtag in Schleswig-Holstein vertreten. Als letztes Bundesland im Westen.
Neben einer „grundlegenden Alternative zu den etablierten Parteien und Schwerpunkt auf den Themen Frieden, Abrüstung, Naturschutz und Abbau der Kernenergie“ erinnerte Görtz auch an launige Rechercheergebnisse aus dem Kreisarchiv. So habe sich ein Mitglied von den Grünen beispielsweise dafür eingesetzt, ob das Jahr 1981 zum Jahr der Kartoffel werden sollte. „Dies wurde abgelehnt“, sagt Görtz. „Einer Anfrage zur Vermeidung von Abkürzungen wurde hingegen zugestimmt. Dies wird bis heute umgesetzt.“ Die Zusammenarbeit mit der Kreistagsfraktion sei bis heute konstruktiv und bei aller Meinungsverschiedenheit am Wohle des Kreises orientiert“, sagt Görtz. „Die Grünen sind Bestandteil des Stormarner Modells.“
Für die kommenden Jahre wünschte Görtz den Grünen genügend Ideen, um Bürger überzeugen zu können, Mut gegen Hass, eine klare Haltung zum Klimawandel und Kraft, um Projekte vor Ort in Angriff zu nehmen.
Kritische Stimmen zur Arbeit der Grünen gab es lediglich vom Bauernverband, der vor der Tür des Waldreitersaals Stellung bezogen hatte. „Wir wollen aufzuklären und Gesprächsbereitschaft signalisieren“, sagt Kreisvorsitzender Friedrich Klose. „Die Landwirtschaft wird pauschal verurteilt. Im Gegensatz zur Meinung der Grünen interessieren wir Bauern uns sehr wohl für unsere Zukunft und den Schutz der Natur.“