Kathleen Wieczorek (Foto: Agentur für Arbeit)

4.467 Menschen arbeitslos – Quote springt auf 3,5 Prozent

Anzeige

Im Juli  2022 ist die Arbeitslosigkeit im Kreis Stormarn deutlicher als sonst üblich gestiegen. 545 mehr als im Vormonat und damit insgesamt 4.647 arbeitslose Menschen sind bei der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe und dem Jobcenter Stormarn aktuell arbeitslos gemeldet.

Neben saisonal im Sommer üblichen Effekten hat in diesem Monat zusätzlich die Zahl ukrainischer Geflüchteter, die in die Betreuung des Jobcenter Stormarn gewechselt sind, deutlich zugenommen. Die Arbeitslosenquote steigt in der Folge auf 3,5 Prozent für den Monat Juli, ein Plus von 0,4 Prozentpunkten zum Vormonat. Im Juli des Vorjahres waren noch 4.921 Menschen und damit 274 mehr arbeitslos. Die Quote lag seinerzeit bei 3,7 Prozent.

„Der sprunghafte Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Monat ist für uns nicht überraschend und hat im Wesentlichen zwei Gründe:

  • Zum einen haben wir saisonale Effekte, die jedes Jahr im Juli auftreten und für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit sorgen. Diese sind der Quartalswechsel als gängiger Termin für auslaufende Befristungen und Kündigungsfristen, das Schuljahresende, Ausbildungsprüfungen und die Sommerferien, in denen die Unternehmen erfahrungsgemäß weniger Neueinstellungen vornehmen. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass in dieser Zeit vorübergehend mehr Menschen arbeitslos sind. Gerade bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren nimmt die Zahl Jobsuchender im Juli regelmäßig zu.
  • Dazu kommt der Sondereffekt, dass in diesem Monat deutlich mehr ukrainische Geflüchtete in die Betreuung des Jobcenter Stormarn gewechselt sind. Seit dem 01. Juni können sie Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten und werden im Jobcenter beraten und betreut. Dort ist bei den gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit die Zahl von 313 im Juni auf jetzt 947 gestiegen“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe zu den aktuellen Arbeitsmarktdaten für den Kreis Stormarn und erklärt weiter: „Von diesen 947 sind bislang 749 als arbeitsuchend und 331 als arbeitslos registriert und finden sich damit auch in der aktuellen Statistik zum Arbeitsmarkt, was eine deutliche Zunahme zum Vormonat ist, als es noch 265 Arbeitsuchende und 47 Arbeitslose mit ukrainischer Staatsangehörigkeit waren. Bei ihnen steht zunächst die Leistungsgewährung im Vordergrund, bevor es dann in den folgenden Gesprächen darum geht, Berufsabschlüsse und Qualifikationen sowie bereits vorhandene Sprachkenntnisse oder Berufsanerkennungen aufzunehmen und zu erfassen und erforderliche Kinderbetreuungen zu klären, um sie dann auf dem Weg in Arbeit, Ausbildung oder eine Qualifizierung zu unterstützen.

Trotz des deutlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in diesem Monat sehe ich den Arbeitsmarkt im Kreis Stormarn aktuell in einer stabilen und aufnahmefähigen Verfassung. Die Unternehmen haben großen Personalbedarf, wie unser aktueller Stellenbestand mit über 2.700 gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen zeigt.“  

Sozialversicherungspflichtige Stellen

Im Juli sind dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und dem Jobcenter Stormarn 384 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden. Damit steigt die Zahl der zu besetzenden sozialversicherungspflichtigen Stellen im Kreis Stormarn auf 2.712. Das sind 22 oder 0,8 Prozent mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Juli 2021 sind dies 545 vakante Stellen mehr, ein Plus von 25,1 Prozent.

„Auch im Juli hält der Trend an: Unser Stellenbestand steigt auf über 2.700 vakante Stellen und erreicht damit einen weiteren Höchstwert. Insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Arbeitnehmerüberlassung sind in diesem Monat mehr neue Stellen als in den Vormonaten dazu gekommen. Der Personalbedarf in den Stormarner Unternehmen bleibt branchenübergreifend groß. Insbesondere für qualifizierte Tätigkeiten werden Mitarbeitende gesucht. 60 Prozent der Stellenprofile richten sich an Jobsuchende mit einem Berufsabschluss und weitere 19 Prozent an Bewerberinnen und Bewerber mit darüber hinaus gehenden Qualifikationen. Nur gut jede fünfte Stelle setzt keinen Abschluss voraus“, erklärt Wieczorek und appelliert daher: „Jobsuchende ohne Berufsabschluss sollten sich an ihre Ansprechpartnerinnen oder ihren Ansprechpartner im Jobcenter und in der Agentur für Arbeit wenden, um mit ihnen über Möglichkeiten zu sprechen, einen Berufsabschluss oder berufliche Teilqualifikationen zu erlangen. Beides verbessert die Chance auf einen Berufseinstieg und bietet sicherere Perspektiven. Die Stellenmeldungen der Unternehmen belegen deren Bedarf.“

Unterbeschäftigung ebenfalls stark gestiegen

Die Unterbeschäftigung zeigt, wie viele Menschen insgesamt auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung sind. „Im Kreis Stormarn beträgt die Zahl der Unterbeschäftigten aktuell 6.032. Die Unterbeschäftigungsquote ist zum Vormonat ebenfalls deutlich um 0,4 Prozentpunkte auf jetzt 4,5 Prozent gestiegen. Im Juli des Vorjahres lag sie noch bei 4,7 Prozent“, so Wieczorek.

Nicht als arbeitslos gezählt werden beispielsweise Teilnehmende an Weiterbildungsmaßnahmen und in Arbeitsgelegenheiten oder Arbeitsuchende, die derzeit arbeitsunfähig erkrankt sind, sowie geflüchtete Menschen, die einen Sprach- oder Integrationskurs oder eine der berufsvorbereitenden Maßnahmen der Arbeitsagentur oder des Jobcenters besuchen. Sie alle werden zusätzlich zu den arbeitslos gemeldeten Menschen in der Statistik zur Unterbeschäftigung erfasst, die die Agentur für Arbeit ebenfalls monatlich veröffentlicht. 

Ausbildungsmarkt: 669 offene Stellen für Berufseinsteiger

Am kommenden Montag starten die ersten Jugendlichen in ihre Ausbildung. Das bedeute aber nicht, dass es für die 184 noch ausbildungssuchend gemeldeten jungen Menschen im Kreis Stormarn keine Chance mehr gibt, einen Ausbildungsplatz zu finden, erklärt die Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe.

„Der anstehende Ausbildungsbeginn bedeutet nicht, dass Jugendliche, die bislang keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben, jetzt aufgeben sollten“, so Wieczorek. „Etliche Unternehmen haben ihren Nachwuchs noch nicht an Bord und sind weiter auf der Suche.“

Derzeit sind von den seit Herbst 2021 gemeldeten 1.521 Ausbildungsstellen (minus 79 zum Vorjahr) aus dem Kreis Stormarn 665 nicht besetzt. Hier bieten sich weiterhin Einstiegschancen für die jungen Ausbildungssuchenden, so die Agenturchefin und appelliert an sie: „Auch nach den offiziellen Ausbildungsstarts am 01. August und 01. September könnt Ihr weiterhin in eine Ausbildung einsteigen. Nutzt die Angebote unserer Berufsberatung, um Euch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder Alternativen zum Wunschberuf helfen zu lassen und bewerbt Euch.“

Ausbildungssuchende Jugendliche können sich telefonisch bei der Berufsberatung unter der Hotline 0 45 31 – 167 154 melden oder sie schreiben eine E-Mail an [email protected].

Die Schülerinnen und Schüler haben auch jetzt noch eine breite Auswahl.

„Die 665 freien Ausbildungsstellen verteilen sich auf rund 130 verschiedene Ausbildungsberufe. Ob kaufmännisch, technisch, handwerklich oder dienstleistungsorientiert – es finden sich für fast alle Interessensbereiche Ausbildungsangebote“, so Wieczorek.

Die meisten freien Ausbildungsstellen im Kreis Stormarn gibt es noch für Verkäufer*innen (49 Ausbildungsstellen), Fachkräfte Lagerlogistik (33), Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement (29 Ausbildungsstellen), Kaufleute im Einzelhandel (25) und Elektroniker*innen mit 23 Ausbildungsangeboten. „Aber genauso gibt es Angebote als angehende Fotograf*innen, Hotelfachleute, IT-Systemelektroniker*innen oder Orthopädieschuhmacher*in. Diese Beispiele zeigen, welches breite Angebot sich Ausbildungsinteressierten auch jetzt noch bietet“, sagt Wieczorek.

Text, Foto: Agentur für Arbeit / Redaktion

Anzeige