Friederike C. Kühn (Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn)

Erster digitaler IHK-Neujahrsempfang zu Lübeck im Zeichen von Corona

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Die Corona-Krise markiert einen Scheidepunkt für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. „Wir müssen uns jetzt für die Zeit nach der Pandemie aufstellen. Ein Zurück zu der Zeit davor wird es nicht geben“, sagte Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck auf dem ersten digitalen IHK-Neujahrsempfang.

„Die Wirtschaft ist trotz der großen Herausforderungen und der unklaren Aussichten leistungsfähig. Sie stützt unser Wirtschafts- und Finanzsystem. Der Staat wiederum hat gehandelt und mit Förderprogrammen vielen Unternehmen geholfen.“ Jetzt komme es darauf an, die Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre zu schaffen. Kühn: „Damit können Unternehmer das tun, was ihre Kernaufgabe ist: Neue Wege gehen, auf eigenes unternehmerisches Risiko – zum Wohle aller.“

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sicherte der Wirtschaft die Unterstützung der Landesregierung zu:

„Wir unterstützen die Unternehmen finanziell, um durch diese schwere Zeit zu kommen“

sagte er in einem virtuellen Talk mit Moderator Christopher Scheffelmeier. Der Regierungschef hatte sich live aus der Staatskanzlei dazugeschaltet. Das Land sei weiterhin bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um Härten und Risiken abzufedern. So seien die Landes-Hilfsprogramme analog zu den Bundeshilfen verlängert worden, die nun zügig ausgezahlt werden müssten. Günther: „Je schneller die Pandemie eingedämmt ist, desto besser sind die Perspektiven für unsere Unternehmen. Daher führte kein Weg an der Verlängerung des Lockdowns vorbei.“

Präses Kühn und Hauptgeschäftsführer Lars Schöning zeigten Verständnis für die Corona-Beschränkungen

„Der Schutz der Menschen hat Vorrang. Jeder Unternehmer hat großes Interesse daran, dass seine Mitarbeiter gesund sind und bleiben. Quarantäne und Krankheit könnten zur existenziellen Bedrohung werden“, betonte Kühn. „Dennoch erwarten wir mehr Augenmaß bei den Beschränkungen für die Wirtschaft. Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie haben sofort nach dem ersten Lockdown in Hygienekonzepte und Sicherheit für Kunden, Gäste und Beschäftigte investiert. Bisher gibt es keine Hinweise auf eine massenhafte Corona-Verbreitung in diesen Branchen.“ Seit Monaten stehe vielen Betrieben das Wasser bis zum Hals – ohne eigenes Verschulden. „Je eher diese Unternehmen wieder öffnen dürfen, desto besser ist es für Wirtschaft, Wohlstand, Arbeitsmarkt und Steueraufkommen“, sagte die Präses.

Lars Schöning beklagte die schleppende Auszahlung der Überbrückungshilfen.

„So schnell der Staat dabei war, die Konzepte zu entwickeln, so langsam kommt das Geld bei den Betroffenen an. Die seit gestern vom Bund nun endlich angekündigte Auszahlung der Novemberhilfe ist dringend notwendig, sonst geht betroffenen Betrieben das Geld aus.“ Da es zum einen noch dauern wird, bis die Wirtschaft das Vorkrisenniveau erreicht hat oder vom Aufschwung profitiert, sei es notwendig, die Fördermittel nachhaltiger und gerechter zu verteilen. Zum anderen sind die Hilfen zu bürokratisch und die Regelwerke in Teilen zu undurchsichtig, wie aktuelle Meldungen zu möglicherweise drohenden Rückzahlungen deutlich zeigen. „Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel hat ein aus unserer Sicht sehr zielführendes Konzept eingebracht. Dieses sieht vor, die Hilfe an den Betriebserträgen auszurichten, nicht an den Umsätzen der Vergleichsmonate.“

Auch die Wirtschaft müsse sich jetzt für die Zukunft aufstellen

sagte der Hauptgeschäftsführer. „Auf unserem Neujahrsempfang geben wir dem HanseBelt jedes Jahr wichtige Impulse und setzen neue Themen auf die Agenda“, so Präses Kühn.

In diesem Jahr lautete der Titel der Veranstaltung: „Postcoronomics – Wege aus der Krise“. Jede Krise biete auch Chancen: „Wir haben gemeinsam mit Professor Dr. Thomas Straubhaar drei Makrotrends herausgestellt: digitale Globalisierung, Big Data und New Work.“

In der Krise ist die Digitalisierung deutlich vorangeschritten

„Sie ist Treiber von Prozessen und Kommunikation und sie hat sich auch als nutzbringender Beschleuniger erweisen können“, sagte Kühn. Angefangen bei der Vernetzung mit Videokonferenzen über die Arbeit im Home Office bis zur Steuerung der Produktion hätten Unternehmen und Arbeitgeber die Vorteile genutzt. „Das ist ein Fortschritt, weil die Akzeptanz der Digitalisierung gestiegen ist.“ Die nächsten Trends seien bereits absehbar, so Kühn. „Die digitale Welt erfordert mehr Qualität als Quantität. Neue Verfahren zur maßgeschneiderten Produktion werden dazu führen, dass Unternehmen Teile der Wertschöpfungskette in die Region zurückholen.“

Grundlage für passgenaue Herstellung nach Kundenanforderungen sind Daten und Informationen

„Unternehmen werden zukünftig mehr Daten sammeln. Diese Entwicklung birgt große Chancen, falls es uns gelingt, uns von den Big Data-Monopolen der USA zu lösen und eigene Strukturen nach unseren Gesetzen aufzubauen“, betonte der Hauptgeschäftsführer. Damit ließen sich Risiken für den Mittelstand minimieren. „Wir müssen klar machen, dass Daten ein Teil des Kapitals sind, dann geben die Unternehmen sie heraus. Ziel muss es sein, Daten zum Beispiel im laufenden Betrieb einer Maschine zu sammeln, um eine Information zu erhalten, bevor ein Fehler passiert.“

Die Individualisierung der Produktion wird auch die Arbeitswelt verändern

„Digitale Prozesse werden den Fachkräftemangel dämpfen, erfordern aber zugleich neue Formen der Führung“, sagte Schöning. Im Mittelpunkt würde noch mehr als vor der Pandemie die Frage stehen, wie ein Unternehmen Mitarbeiter bindet und sie zu lebenslangem Lernen motiviert? „Hier muss sich die Wirtschaft auf die Bedürfnisse des Einzelnen einstellen und ihm signalisieren, dass und wie sie ihn mitnimmt“, ergänzte er.

Wie weit diese Entwicklung im HanseBelt bereits fortgeschritten ist, diskutierten anschließend Per Ledermann, Vorstandsvorsitzender der Ahrensburger edding AG, und Katrin Dücker-Eckloff, Gründerin des Hotels „The Layhead B&B“ in Lübeck. Thomas Straubhaar führte jeweils in einem kurzen Video in die drei Makrotrends ein.

Präses Kühn war mit der Online-Veranstaltung zufrieden

„Wir hatten 1.000 Anmeldungen. Das ist ein Beleg dafür, wie wichtig unseren Mitgliedsunternehmen die IHK-Arbeit und der gemeinsame Jahresauftakt sind“, sagte sie.. Heute haben wir Politik und Verwaltung wichtige Impulse für Wege aus der Krise gegeben.“

Text: IHK zu Lübeck / Redaktion, Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn

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