Frauke Worbs vom Kinderhaus Blauer Elefant und Ute Vöcking vom Kinderschutzbund.

7108 blaue Fähnchen leuchten auf der Wiese vor dem Schloss

Jedes steht für ein Kind in Armut, auf die der Kinderschutzbund anlässlich des Weltkindertages aufmerksam machen möchte.

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Auch 15 Jahre nach Beginn der Aktion ist eine Trendwende noch nicht zur erkennen. Der Anteil der Kinder, die Hartz IV oder andere Sozialleistungen beziehen, ist im Jahresmittel um fast 1 Prozent gestiegen.

„Es ist wichtig, über zu reden und sich zu positionieren“, sagt Frauke Worbs vom Kinderhaus Blauer Elefant. „Kinderartmut ist jedoch immer ein Thema, an dem sich die Meinungen entzünden. Viele können sich nicht vorstellen, dass die Zahlen weiter steigen.“ Um die Öffentlichkeit aufzurütteln, steckt der Kinderschutzbund jedes Jahr Fähnchen auf die Wiese vor dem Ahrensburger Schloss. Unterstützt wurden sie in diesem Jahr unter anderem von den Sechstklässlern der Stormarnschule. Zuvor erörterten die Mitarbeiterinnen des Kinderhauses Blauer Elefant mit ihnen das Problem Kinderarmut, welches nicht nur andere Länder betrifft. „Flüchtlinge und Kinderarbeit im Ausland war den Schülern durchaus ein Begriff“, sagt Worbs. „Über Armut bei uns mussten sie sich zuerst Gedanken machen, konnten dann jedoch viele Beispiele im Bereich Mobbing und Ausgrenzung finden.“

122 Euro steht Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren nach dem Regelsatz monatlich für Lebensmittel zur Verfügung, knapp 45 Euro für Schuhe und Bekleidung. Seit es das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket gebe, werde den Schülern zudem 100 Euro, künftig sogar 150 Euro pro Schuljahr unter anderem für Schreibwaren zur Verfügung gestellt. „Wir haben selbst ausgerechnet, dass Kinder mindestens doppelt so viel Geld für die Schule benötigen“, sagt Ute Vöcking, Öffentlichkeitsarbeit. „Demnach reicht es noch immer nicht.“

Die Schere zwischen Arm und Reich gehe sogar mehr auseinander. Arme Eltern hätten heute weniger als noch vor zehn Jahren zur Verfügung. Während Familien mit kleinem Einkommen von den Änderungen zum Kinderzuschlag profitierten, bringe dieser für Haushalte mit Hartz IV wenig positive Effekte. Eine klare Verbesserung sie das warme Mittagessen ohne Zuzahlung und eine kostenlose Beförderung zur Schule. Ausreichend sei das jedoch noch lange nicht. „Kinder aus einkommensschwachen Familien sind von echter sozialer und kultureller Teilhabe weit entfernt“, sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes. „Eine wirkliche Besserung ist nur von einer Kindergrundsicherung zu erwarten, welche die Kinder endlich aus dem Hartz-IV-System herausholen würde.“

Um die Teilhabe zu fördern, könnten Städte und Gemeinden im Kreis Stormarn unter anderem Freizeit-, Sport- und Musikangebote wirklich kostenfrei zur Verfügung stellen. Auch der Eintritt in ein Schwimmbad und das Ferienprogramm sollte für Kinder, die nicht in den Urlaub fahren können, grundsätzlich kostenfrei sein, fordert der Kinderschutzbund. Sinnvoll wären zudem kommunale Hilfsfonds, um arme Kinder und ihre Familien zu fördern. Mit dem spendenfinanzierten Familienhilfe-Notfonds des Kinderschutzbundes wurden allein im vergangenen Jahr 1400 Kinder und Jugendliche mit insgesamt 56.000 Euro für Einzelhilfen und Patenschaften erreicht.

Auch in diesem Jahr gehen die Fähnchen auf Tour durch den Kreis Stormarn und zeigen in Bargteheide, Bad Oldesloe, Reinfeld und Trittau wie viele Kinder dort jeweils in Armut leben.

  • Bargteheide, Montag, 23. September ab 9.30 Uhr, Südring/Ecke Hamburger Straße
  • Trittau, Dienstag, 24. September ab 10 Uhr, Kleiner Park am Markt
  • Bad Oldesloe, Mittwoch, 25 September ab 10 Uhr, Landratspark an der Kreisverwaltung (Mommsenstraße)
  • Reinfeld, Donnerstag, 26. September ab 9 Uhr, Park Neuhofer Teich an der Paul-von-Schönaich-Straße

Text und Bild: Melissa Jahn

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