Ausbildungsumfrage der IHK Schleswig-Holstein
Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bleibt die Ausbildungsbereitschaft der schleswig-holsteinischen Unternehmen hoch
„Erfreulicherweise setzen die Ausbildungsbetriebe in der Corona-Krise bei ihren Nachwuchskräften nicht den Rotstift an. 99 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie krisenbedingt keine Ausbildungsverträge wieder gelöst haben“, sagt Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein.
Zentrale Ergebnisse der Umfrage stimmen optimistisch
Danach halten 95 Prozent der Betriebe an ihren Einstellungsplänen für das bald startende Ausbildungsjahr 2020 fest. Lediglich ein befragtes Unternehmen (0,15 Prozent) musste sich aufgrund seiner aktuellen wirtschaftlichen Situation von Auszubildenden trennen. Weniger als ein Prozent (0,75 Prozent) nutzt das Azubi-Sharing, bei dem der Fachkräftenachwuchs betriebsbedingt einem anderen Unternehmen überlassen wird. Kurzarbeit für Auszubildende (3 Prozent) müssen die Unternehmen im Land bislang nahezu nicht in Anspruch nehmen.
Die Wirtschaft ist den Herausforderungen der Corona-Pandemie schnell und kreativ begegnet: Ausbildungsinhalte wurden vorgezogen, theoretische Kenntnisse vertieft, Videokonferenzen eingeführt. So läuft die Ausbildung in drei Viertel aller Betriebe (74 Prozent) uneingeschränkt weiter. 35 Prozent der Befragten gaben an, dass sich Auszubildende gelegentlich im Homeoffice befinden. Deutlich zeigt sich, dass die Mehrheit Defizite in der digitalen Bildung sieht. Kühn: „Vor allem die Berufsschulen benötigen Unterstützung. Eine zeitgemäße Ausstattung und professioneller IT-Support sind dringend erforderlich“. Bei der Umsetzung des Digitalpakts wünschen sich drei Viertel (76 Prozent) digitale Lernplattformen, gefolgt von Blended-Learning-Angeboten (66 Prozent).
Trotz hoher Ausbildungsbereitschaft sind landesweit zurzeit rund ein Fünftel weniger Ausbildungsverträge bei den IHKs eingetragen worden als in den Vorjahren. Wesentliche Ursachen sind die wirtschaftliche Eintrübung und die unentschlossene Haltung der Schulabsolventen nach Monaten ohne geregelten Unterricht. Darüber hinaus sind im Frühjahr die Ausbildungsmessen ausgefallen, berufliche Orientierung hat in den Schulen kaum oder überhaupt nicht stattfinden können. Durch bessere Geschäftsaussichten und die Rückkehr zur Normalität erwartet die IHK Schleswig-Holstein Aufholeffekte auch auf dem Ausbildungsmarkt: „Die meisten Unternehmen waren in den vergangenen Monaten stark mit Krisenbewältigung beschäftigt. Deshalb gehen wir davon aus, dass viele Ausbildungsverträge mit zwei bis drei Monaten Verspätung geschlossen werden.“
Kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres 2020 sind daher in Schleswig-Holstein laut Zahlen der Agentur für Arbeit noch 8.500 Ausbildungsplätze zu vergeben. Kühn richtet den Appell an die Schulabsolventen, sich jetzt um einen Ausbildungsplatz zu bemühen und die Unternehmen zu kontaktieren. Einen guten Ausgangspunkt biete die IHK-Lehrstellenbörse, in der sich landesweit rund 2.000 Einträge finden (www.ihk-lehrstellenboerse.de). „Wir setzen darauf, dass in der letzten Minute noch viele Ausbildungsverträge geschlossen werden“, sagt Kühn.
Die Umfrage wurde vom 15. Juni bis 19. Juni vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und den IHKs durchgeführt. Bundesweit haben sich 15.001 Unternehmen beteiligt, davon 713 Unternehmen in Schleswig-Holstein.
Text: IHK Schleswig-Holstein, Foto: IHK zu Lübeck, Malzahn